Werkzeug richtig auswählen
Gezielt planen, reibungslos umsetzen
Im Downloadbereich am Ende dieser Seite finden Sie eine Checkliste, die die hier beschriebenen Inhalte gekürzt zusammenfasst.
Effizienz
Der Bereich Effizienz bezieht sich auf die Umsetzbarkeit und die Nachhaltigkeit der Nutzung digitaler Werkzeuge im Unterricht. Dabei sind folgende Aspekte zu beachten:
Grundsätzlich sollte ein digitales Werkzeug für eine reibungslose Arbeit mit den restlichen Geräten innerhalb der Schule kompatibel sein.
- Lässt sich das digitale Werkzeug mit der bereits vorhandenen Technik verbinden?
- Können die erstellten Dateien der Kinder gespeichert und auf andere Geräte übertragen werden?
- Benötigt das digitale Werkzeug eine dauerhafte Internetverbindung?
- Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden?
- Wird das digitale Werkzeug für das Betriebssystem der Schultablets bzw. -PCs angeboten?
Das digitale Werkzeug sollte vor der Nutzung im Unterricht dementsprechend von Ihnen getestet werden.
Auch die Beschaffungs- und Erhaltungskosten spielen für die Auswahl eines digitalen Werkzeugs eine Rolle.
- Wird das Werkzeug einmalig erworben?
- Bestehen Abo- oder Lizenzmodelle?
- Gibt es Angebote für Schulen und Lehrkräfte?
Überlegen Sie, ob die Kosten dem Nutzen des digitalen Werkzeugs entsprechen. Sprechen Sie auch mit Ihrem Kollegium über die Anschaffung. Eventuell haben weitere Lehrkräfte Interesse an der Nutzung des Werkzeugs, sodass sich die Kosten hierfür lohnen würden. Suchen Sie gegebenenfalls nach einer kostenfreien oder günstigeren Variante.
Ein wichtiger Schritt ist es, sich mit den Geräten und Anwendungen vertraut zu machen. Reflektieren Sie, ob Sie selbst mit dem digitalen Werkzeug umgehen und den Kindern den Umgang mit dem Werkzeug vermitteln können. Überlegen Sie zudem, welche Probleme bei der Nutzung im Unterricht entstehen könnten und wie Sie diese bei der Planung bereits minimieren können.
Das digitale Werkzeug sollte von Ihren Schulkindern möglichst problemlos genutzt werden können, was verschiedene Kriterien beinhalten kann. Dazu gehören u. a.
- eine gut lesbare Schrift,
- eine veränderbare Schriftgröße,
- eine Gestaltung mit hohen Kontrasten,
- eine Vorlesefunktion,
- ein übersichtlicher Aufbau und
- eine den Kindern bekannte Sprache.
Sicherheit
Im Grundschulbereich ist das Thema Sicherheit noch einmal wichtiger als im Sekundarbereich, da bestimmte Strategien zum Selbstschutz von den Kindern hier erst noch erworben werden müssen. Die wichtigsten Aspekte zur Sicherheit im Internet sollen an dieser Stelle beleuchtet werden.
Rechtliches
Vielleicht birgt die Nutzung Ihres digitalen Werkzeugs rechtliche Besonderheiten. Zwei zentrale Punkte sind hierbei der Datenschutz und das Urheberrecht. Was sollte hier gegebenenfalls beachtet werden?
Schauen Sie im Vorfeld, welche Daten bei der Nutzung des digitalen Werkzeugs verarbeitet werden. Sollten Sie Zweifel hegen, könnten Sie Ihr Kollegium zurate ziehen oder Kontakte zu externem Fachpersonal nutzen. Vielleicht finden Sie gemeinsam datensparsamere Alternativen. Sie könnten zudem anstelle der persönlichen Endgeräte der Kinder die schulinternen nutzen.
Eine wichtige Frage wäre auch, ob sich die Kinder registrieren müssen, um ein digitales Werkzeug ausreichend und gewinnbringend nutzen zu können.
- Welche Informationen werden dabei von ihnen benötigt?
- Kann man womöglich Klassenaccounts anlegen?
Im Rahmen der Medienerziehung können Sie auch mit den Kindern über Datenschutz und Datensparsamkeit sprechen. Helfen Sie ihnen beispielsweise dabei, passende Nicknames zu finden und somit unter Pseudonym zu agieren. Besprechen Sie auch, wie man starke Passwörter zum Schutz der eigenen Daten erstellt.
Generell kann bei der Arbeit mit Ihrem digitalen Werkzeug das Einholen des informierten Einverständnisses seitens der Erziehungsberechtigten erforderlich sein, um sich ausreichend abzusichern.
Achten Sie bei der Nutzung von digitalen Werkzeugen zur Medienproduktion darauf, dass das geistige Eigentum der Kinder sicher aufbewahrt und nicht unfreiwillig an Dritte weitergegeben wird. Sprechen Sie mit den Lernenden über das Thema Urheberrecht und machen Sie deutlich, dass die eigenen Werke schützenswert sind. Gehen Sie dabei auch auf das Urheberrecht bezüglich der Nutzung fremden Eigentums ein.
- Welche Werke dürfen wie geteilt werden?
- Bei welchen Bildern, Textbeiträgen, Audiodateien etc. benötigt man das Einverständnis derer, die die Inhalte geschaffen haben?
- Wie sind diese gegebenenfalls zu nennen?
- Unter welchen Lizenzen wurden die Werke geteilt?
Beachten Sie auch, dass das Attribut „lizenzfrei“, wie es bei einigen Plattformen angepriesen wird, nicht mit der Auffassung von Creative Commons konvergiert.
Gesundheit und Wohlbefinden
Achten Sie bereits während der Werkzeugauswahl auf mögliche Risiken, die bei der Nutzung des digitalen Werkzeugs auftreten können. Überprüfen Sie hierbei besonders Inhalte sowie Aspekte eines wahrscheinlichen Nutzungsverhaltens seitens der Kinder.
Mögliche Fragen zur Reflexion könnten zunächst die folgenden sein:
- Welche Inhalte umfasst das Werkzeug?
- Sind die angebotenen Themen und Funktionen angemessen?
- Werden Links zu externen Webseiten angeboten, die für Kinder nicht geeignet sind?
- Welche und wie viel Werbung ist zu sehen?
- Geht vom Werkzeug eine Suchtgefahr aus?
Im Bereich Medienerziehung könnten Sie bei Browsernutzung sowie bei der Präsentation von Videos mit den Kindern beispielsweise über Sucht-Phänomene wie Surf Binge oder Binge-Watching sprechen (engl. binge = Gelage; übermäßige Zeitverschwendung im Internet). Falls Sie Gaming-Apps in Ihren Unterricht integrieren, werden diese vielleicht auch nach der Schule gern von den Kindern verwendet. Belohnungssysteme wie die Vergabe von Punkten oder Likes sind sehr motivierend, bergen aber unter Umständen auch das Risiko einer Abhängigkeit.
Bei der Browsernutzung wiederum bietet sich das Einrichten von für Kinder geeignete Startseiten an, beispielsweise kindgerechte Suchmaschinen. Gefahren wie das Zeigen oder Andeuten verbaler und körperlicher Gewalt sowie verschiedener Diskriminierungsformen sollen umgangen werden.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt ist die respektvolle Kommunikation mit und über andere Personen im digitalen Raum. Unabhängig davon, über welches Medium kommuniziert wird, können Sie mit den Kindern über die Themen Partizipation, Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe sprechen. Dadurch lässt sich auch das Auftreten verschiedener Diskriminierungsformen reduzieren.
- Sind bereits Kommunikationsregeln in der Klasse vorhanden, nutzen Sie diese und knüpfen daran an.
- Welche Regeln kann man überdies für die (anonyme) Kommunikation mithilfe bestimmter Anwendungen aufstellen?
- Beteiligen Sie unbedingt die Kinder am Diskurs und schaffen Sie so einen sicheren Raum für das Treffen basisdemokratischer Entscheidungen.
Unterrichtseinheiten zum Thema Netiquette können die Kinder so auf die Kommunikation mithilfe von digitalen Werkzeugen vorbereiten und leisten zudem einen Beitrag zur bereits in der Grundschule geforderten Medienbildung. Ferner ist beim Veröffentlichen und Teilen von Beiträgen der Kinder zu berücksichtigen, ob die Werkzeuge über Funktionen verfügen, die es ermöglichen unangemessene Begriffe herauszufiltern. Falls dies nicht der Fall ist, testen Sie, ob ein eventueller Account für Lehrkräfte das Anzeigen einer Übersicht der Beiträge beziehungsweise Produkte zulässt. So können Sie selektieren, was mit den Kindern geteilt wird.
Lernen
Döbeli-Honegger (2016) hebt beim Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht das sogenannte „Lernargument“ hervor. Natürlich ist dieses für Lehrende zentral bei der Konzeption kompetenzorientierter Lernumgebungen. Die Sinnhaftigkeit einer solchen sollten wir stets antizipieren und unser Unterrichtsdesign daraufhin überprüfen. Halten Sie sich zunächst wie gewohnt etablierte Prinzipien guten Unterrichts vor Augen und stellen Sie sicher, dass der Werkzeugeinsatz diesen nicht entgegensteht.
Welche Vorkenntnisse und Kompetenzen liegen bei den Kindern vor? Berücksichtigen Sie dabei, ob Ihr Unterricht die Einführung eines neuen Lernbereichs oder die Fortführung eines Themas beinhalten wird, um die Herausforderungen für die Lernenden einzuschätzen. Basierend darauf können Sie nun entscheiden, ob ein gänzlich unbekanntes oder ein bereits vertrautes Werkzeug genutzt werden soll. Stellen Sie zusätzlich sicher, dass das digitale Werkzeug die Zielgruppe nicht durch Ablenkungen am Lernen hindert.
- Können aufgabenorientierte Lernumgebungen geschaffen werden, um den Kindern aktives Lernen zu ermöglichen?
- Vermag es die Lernumgebung, den Kindern lebensweltnahe Inhalte näherzubringen oder authentische Situationen in besonderer Weise zu simulieren?
- Welche Lernbereiche lassen sich mithilfe welcher Methoden und Textsorten besonders gut erschließen?
Ausgehend von dieser Überlegung finden Sie womöglich ein äußerst passendes digitales Werkzeug. Überlegen Sie auch, inwieweit erworbenes Wissen und Kenntnisse übertragbar auf andere Bereiche sind und Relevanz für die Zukunft der Kinder haben könnten.
- Ist es wahrscheinlich, dass alle Kinder mithilfe des Werkzeugeinsatzes selbstwirksam an der Lernumgebung teilhaben können?
- Können die individuellen Bedürfnisse der Lernenden berücksichtigt werden?
- Inwieweit kann gegebenenfalls quantitativ oder qualitativ differenziert werden?
- Welche Sinneskanäle werden durch das digitale Werkzeug angesprochen?
- Begünstigt es womöglich gar multisensorisches Lernen?
Wägen Sie zudem ab, ob die zum Werkzeugeinsatz passenden Methoden und Sozialformen es schaffen, möglichst viele Kinder von ihren persönlichen Ausgangspunkten abzuholen.
Die Ziele des Unterrichts sind ein weiterer Orientierungspunkt bei der Entscheidung darüber, ob und welches digitale Werkzeug in der Stunde zum Einsatz kommen soll. Ziele sind einerseits Wissens- und andererseits Kompetenzerwerb. Hier lohnt sich der Blick auf das SAMR-Modell von Puentedura (s. Abbildung), um den Mehrwert der gewählten digitalen Werkzeuge und dazugehörigen Methoden für das Lernerlebnis der Kinder zu bestimmen:
- Ersetzt das digitale Werkzeug lediglich das analoge Medium, ohne jegliche Veränderung des Lerntempos oder der Lernintensität (Substitution)?
- Ist das Werkzeug eine hilfreiche Erweiterung gewohnter analoger Möglichkeiten, um den Lernprozess zu verbessern (Augmentation)?
- Kommt es vielmehr zu einer Neugestaltung (Modification) oder einer Neuartigkeit von Aufgabentypen und damit zu einem Zuwachs an Fertigkeiten und Kenntnissen (Redefinition)?
- Kann durch das jeweilige digitale Werkzeug ein Wissenszuwachs oder eine -konsolidierung gemäß der curricularen Vorgaben erreicht werden?
- Birgt es vielleicht sogar das Potential, diese zu beschleunigen oder zu verstärken?
Ziehen Sie auch in Betracht, ob Lernbereiche oder Themen existieren, die ganz natürlich die Nutzung digitaler Werkzeuge nahelegen oder sogar erfordern.
- Welche fachlichen Kompetenzen werden mithilfe welcher digitalen Werkzeuge bestmöglich gefördert?
- Was hat das digitale Werkzeug dem Analogen in der bestimmten Lernumgebung voraus?
Reflektieren Sie schließlich auch – eventuell unter Einbezug des Kollegiums – das Potential der geplanten Lernumgebung, die Kinder allgemein in ihrer Medienkompetenz zu stärken oder ganz spezifisch bestimmte digitale Kompetenzen herauszuarbeiten und zu festigen.
Austausch
Für die Auswahl eines digitalen Werkzeugs können Sie auf die Empfehlungen anderer Personen achten und sich mit ihnen darüber austauschen.
In erster Linie stellt sich die Frage, welche digitalen Werkzeuge von Ihrem eigenen Kollegium bereits im Unterricht genutzt werden. Hierfür bietet es sich an, eine gemeinsame Übersicht über genutzte Anwendungen zu führen. Diese können Sie mit Hilfe bewährter Tools erstellen, z. B. mit der digitalen Pinnwand Taskcards oder mit in Ihrem Bundesland üblichen Systemen und Plattformen zum schulinternen und -externen Austausch.
Durch diesen Austausch besteht die Möglichkeit, den Kindern mit der einheitlichen Nutzung der digitalen Werkzeuge eine gewisse Konstanz im Unterricht zu bieten, sodass diese einen besseren Einblick in die Werkzeuge und deren Funktionen erhalten und sicherer im Umgang mit diesen werden.
Auch spezielle Fortbildungen, Konferenzen und Messen bieten eine Möglichkeit für den Austausch mit anderen Lehrkräften. Weiterhin lassen sich in Zeitschriften und im Internet etliche Rezensionen und Erfahrungsberichte von Lehrkräften und medienpädagogischen Fachkräften zum Einsatz digitaler Werkzeuge in der Schule finden.
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