Mädchen mit Buch
Lernumgebung

Kurzübersicht


Fach
Ethik
Klassenstufe
Klasse 4
Unterrichtsform
Gesprächskreis, Gruppenarbeit
Zeitbedarf / Dauer
90-135 Min.
Technische Voraussetzungen
Interaktive Tafel (Alternative: Laptop und Beamer); halber Klassensatz Tablets; Internetzugang auf Endgeräten; Link zu Etherpad; ONCOO-Kartenabfrage

Das geheimnisvolle Tagebuch

Die Bedeutung und der Umgang mit Privatheit am Beispiel eines Tagebuchs


Innerhalb der Lernumgebung werden die Kinder über ein Gedankenspiel auf das Thema „Die Bedeutung und der Umgang mit Privatheit anderer Personen“ eingestimmt. Ausgehend von der Problemstellung, welche durch das Gedankenspiel hervorgerufen wird, werden die Kinder durch eine digitale Meinungsabfrage dazu angehalten, sich zu der Problemstellung zu positionieren. Basierend auf den Antworten der Meinungsabfrage sammeln die Kinder zusammen mit der Lehrperson mögliche Gründe für die jeweiligen Positionierungen und werden dazu angeregt, diese kritisch zu reflektieren. Die Kinder werden anschließend durch eine Gruppenarbeit an Stationen dazu angehalten, die Ergebnisse aus dem Kreisgespräch auf andere Szenarien zu übertragen. Die Ergebnisse der jeweiligen Gruppen an den einzelnen Stationen werden durch ein (digitales) Protokoll schriftlich festgehalten und in einer abschließenden Präsentation der Klasse vorgestellt. Unklarheiten und Widersprüche werden anschließend kritisch betrachtet und diskutiert.
von:
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Lizenz:
CC BY-NC-SA 4.0 Lizenz
Lizenzangabe:
© Lernumgebung "Das geheimnisvolle Tagebuch" von John Roth, Alina Schlosser, Laura Gießner, Lea Irmscher überarbeitet durch Sophia Peukert unter der Lizenz CC BY-NC-SA 4.0 via DigiLeG-Portal
Bild:
© Abbildung "person-madchen-kind-buch" von Andrea Piacquadio unter der Lizenz CC0 1.0 via Pexels
  • Die Kinder können in Bezug auf ihre eigene Lebens- und Erfahrungswelt Inhalte dem Privaten zuordnen.
  • Die Kinder üben sich in der kritischen und reflexiven Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Positionen zum Umgang mit der Privatheit anderer Personen.
  • Die Kinder üben sich unter Einhaltung der Gesprächs- und Umgangsregeln gemeinsam im Kommunizieren, Zuhören und Aushalten gegensätzlicher Positionen.
  • Die Kinder können mit den verwendeten digitalen Medien sachgerecht und zielführend umgehen.
  • Die Kinder üben sich darin, ihre Ergebnisse mittels Einhaltung der Gesprächs- und Umgangsregeln zu präsentieren.
  • Die Kinder üben sich im selbstständigen Umgang mit dem Tablet inklusive unterschiedlicher Webanwendungen.

Privatheit ist für das einzelne Individuum sowie für die gesamte Gesellschaft spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts ein entscheidender Wert. Privatheit ermöglicht dem einzelnen Individuum sowie der Gesellschaft durch konkret-physische sowie metaphorische Räume:

  • ... Schutz vor Beobachtung,
  • Rückzugsmöglichkeiten,
  • Autonomie und Freiheit,
  • Gelegenheiten für Selbstevaluation und Selbstreflexion und die damit einhergehende Identitäts- sowie Meinungsbildung,
  • Zonen der geschützten Kommunikation und Interaktion im gesellschaftlichen Zusammenleben.

Auch wenn sich bis heute die genannten Funktionen der Privatheit nicht verändert haben, steht es aufgrund der Digitalisierung und Technologisierung unserer Lebenswelt nicht so gut um die Privatheit und den vollumfänglichen Erhalt dieser. So gehen unter anderem Vertreter*innen der sogenannten Post-Privacy Bewegung davon aus, dass es sich bei der Privatheit um ein Auslaufmodell handelt. Diese Haltung beruht vor allem auf der Ausgangslage, dass durch den vielfältigen und fast alle Lebensbereiche umfassenden Einsatz digitaler Werkzeuge immer mehr Daten gesammelt, gespeichert, ausgewertet und weitergegeben bzw. verkauft werden und das einzelne Individuum über die Handlungen keine Kontrolle hat.

Die Nutzung digitaler Technologien durch Eltern, die zunehme Digitalisierung der Kinderzimmer und Alltagswelt der Kinder (Smarthome-Technologien; Kinderüberwachungskameras; Kindersmartwatches) sowie die zumeist unreflektierte, ausprobierende und ungeschützte Nutzung digitaler Technologien durch Kinder (Smartphone, digitale vernetzte Computerspiele, Social Media, kommerzielle Messenger Dienste) führt dazu, dass bereits Kinder einem Verlust der Privatheit ausgesetzt sind.

Ausgehend von den genannten Funktionen der Privatheit sowie dem kurz aufgezeigten aktuellen gesellschaftlichen Stand um die Privatheit stellt sich jedoch erst einmal grundlegend die Frage, was man unter dem Begriff des Privaten sowie der Privatheit zu verstehen ist.

Ganz allgemein kann das Private nach Siegetsleitener (2001) notwendig, aber nicht hinreichend als ein Etwas erfasst werden, was dem Individuum auf eine bestimmte Art und Weise zugehörig ist. Dieses Etwas wird nach Rössler (2008) in seiner Bedeutung je nach Kontext als etwas verstanden:

  • ... was nur dem Individuum zugänglich ist,
  • was nur das Individuum betrifft,
  • was ausschließlich in der Verantwortung des Individuums liegt,
  • als etwas, was gegenüber anderen verborgen bleiben darf oder gar muss.

Es kann jedoch nicht vollumfänglich bestimmt werden, was alles konkret Inhalt des Privaten ist, da die inhaltliche Zuschreibung des Privaten immer in Abhängigkeit von Kultur, Politik, Sozialen, Zeit, Wirtschaft und Kontext zu sehen ist. Unter dem Privaten lassen sich in der westlichen Kultur unter anderem das Tagebuch, das Körpergewicht, die Adresse, der Glaube, die Schulnoten, Inhalte von Gesprächen, das eigene Zimmer, persönliche Daten oder Geheimnisse verorten.

Wie schon die zuvor genannten Beispiel erkennen lassen, muss entgegen einzelnen philosophischen Theorien zum Privaten festgehalten werden, dass das Private nicht mit Intimität sowie dem Geheimen oder Verborgenen gleichzusetzen ist. Weiterhin ist das Private in den westlichen Kulturen nicht mehr nur als Gegenstück zum Öffentlichen zu sehen.

Auch wenn die Inhalte des Privaten nicht konkret benannt werden können, so kann das Private in seinem Auftreten nach Rössler (2001) allgemein drei Dimensionen zugeordnet werden:

  • Lokale/Räumliche Dimension: (Kinder-)Zimmer, Wohnung, Familienleben im abgeschlossenen Raum, Intimität, intime Beziehungen
  • Informationelle Dimension: Telefonnummer, (IP-) Adresse, finanzielle Situation, Gesundheitszustand, Beziehungsstatus, Gedanken, Glauben, politische Einstellung
  • Dezisionale Dimension: Handlungen und Entscheidungen: u.a. für bst. Kleidungsstil, zur Teilnahme an einer Demonstration, Eintritt in eine Partei, Zugehörigkeit zu einer kirchlichen Gemeinde

Die drei Dimensionen des Privaten verlaufen nicht trennscharf voneinander.

Obwohl die inhaltlichen Zuschreibungen des Privaten nur schwer zu erfassen sind, gibt es unter anderem durch Rössler (2001), Tavani und Moor (2001) und Moor (1997) Versuche, privat allgemein und über die notwendige, jedoch nicht hinreichende Definition von Siegetsleitner (2001) hinaus zu definieren. So sagt Rössler (2001, S. 23): „Als privat gilt etwas dann, wenn ich den Zugang zu diesem Etwas kontrollieren kann.“ Das „kann“ ist in der Definition von Rössler sowohl als ein „darf“ als auch ein „sollte“ zu verstehen. Zu der zuerst rein deskriptiven Komponente der Definition kommt eine normative Komponente hinzu. Denn nicht automatisch, wenn ein Individuum den Zugang zu etwas kontrollieren kann, darf das Individuum den Zugang zu diesem etwas kontrollieren. Denn nicht alles zudem ein Individuum den Zugang kontrollieren kann, ist zugleich privat. Die Gebiete des Privaten werden zugleich von in der Gesellschaft vorherrschenden Normen, Werte und Gesetze bestimmt. Aufbauend auf den Normen, Werten und Gesetzen gilt zudem etwas auch als privat, wenn das Individuum den Zugang zwar nicht kontrollieren kann, jedoch kontrollieren sollte. Ähnlich zu Rössler definieren auch Tavani und Moor (2001) das Private. Privat ist für Tavani und Moor (2001) etwas, was anderen eingeschränkt zugänglich ist. Der Zugang zum Privaten wird bei Tavani und Moor durch natürliche Zonen (u. a. die Ruhe und Abgeschiedenheit des Waldes) und normative Zonen (Inhalte, die auf Grundlage von Normen, Werten und Gesetzen privat sein sollten und dürfen) sowie die individuelle Kontrolle begrenzt. Wobei letzte im Gegensatz zu Rössler eher dafür da ist, anderen Individuen den Zugang zu normativ privaten Zonen zu gewährleisten. Auch wenn beide aufgezeigten Definitionen einen unterschiedlichen Schwerpunkt legen, kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass das Private etwas dem Individuum zugehöriges und eingeschränkt Zugängliches ist und die Kontrolle als Regulierungsapparat für die Zugänglichkeit des jeweiligen Privaten dient.

Was ist nun aber unter dem Begriff der Privatheit zu verstehen. Privatheit bezieht sich entgegen dem Privaten auf ein relationales Verhältnis eines Individuums oder auch einer Gruppe mit einem privaten Etwas gegenüber anderen Individuen. Sprich, ein Individuum befindet sich mit einem bestimmten privaten Etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt in Relation zu anderen Individuen in Privatheit. Ausgehend von der Definition von Rössler (2001, 2017) kann davon ausgegangen werden, dass sich das Individuum in Privatheit befindet, sobald es den Zugang zu dem privaten Etwas kontrollieren kann. Unter Kontrolle ist dabei zu verstehen, dass das Individuum mindestens abschätzen kann, wer Zugang zu dem privaten Etwas hat bzw. allgemeiner, welche Inhalte des Privaten anderen zugänglich sind bzw. zugänglich sein könnten. Mit Tavani und Moor (2001) kann noch ergänzt werden, dass sich ein Individuum in Privatheit befindet, wenn: (1) die normativen Zonen des Privaten eingehalten werden; (2) sich die Annahmen des Individuums bestätigt, sich auf Grundlage der natürlichen Zonen des Privaten in Privatheit zu befinden. Neben Rössler (2001; 2017) sowie Tavani und Moor (2001) gibt es noch weitere Definitionen des Privaten sowie der Privatheit, jedoch sind diese zumeist zu ungenau und erlauben damit keine vollumfängliche Definition aller Aspekte des Privaten und der Privatheit oder definieren die Privatheit zu weit. Letzteres führt dazu, dass durch die Definition andere Handlungen, Werte und Bedürfnisse erfasst werden, welche nicht der Privatheit zugehörig sind. 

KMK Kompetenzrahmen

  • Suchen, Verarbeiten, Aufbewahren
    • Auswerten und Bewerten
  • Kommunizieren und Kooperieren
    • Interagieren
    • Zusammenarbeiten
  • Problemlösen und Handeln
    • Digitale Werkzeuge und Medien zum Lernen, Arbeiten, Problemlösen nutzen
  • Die Kinder kennen erste private Situationen, Gegenstände, Handlungsweisen oder Entscheidungen aus ihrer Lebenswelt.
  • Die Kinder haben bereits einen Einblick darin, was unter dem Begriff des Privaten und der Privatheit zu verstehen ist.
  • Die Kinder können mit der „Kartenabfrage“ von ONCOO umgehen.
  • Die Kinder können selbstständig mit einem Tablet (QR-Code scannen; Link eingeben; Tastatur bedienen) umgehen.

Bei digitalem Vorgehen:

  • Vorbereitete ONCOO-Kartenabfragen
  • Zugangspasswort für ONCOO-Kartenabfragen
  • Links zu Etherpads
  • Stifte, Schreibpapier
  • Interaktive Tafel
  • Gedankenspiel
  • Aufgabenzettel Stationsarbeit

Bei analogem Vorgehen:

  • analoges Protokoll (ein Exemplar pro Gruppe)
  • Moderationskarten

Downloads

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M1: Gedankenspiel "Das geheimnisvolle Tagebuch" (bearbeitbar)M1: Gedankenspiel "Das geheimnisvolle Tagebuch"(docx, 118 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
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M1: Gedankenspiel "Das geheimnisvolle Tagebuch"M1: Gedankenspiel "Das geheimnisvolle Tagebuch"(pdf, 51 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
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M2: Stationsarbeit "Das geheimnisvolle Tagebuch" (bearbeitbar)M2: Stationsarbeit "Das geheimnisvolle Tagebuch" (bearbeitbar)(docx, 119 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
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M2: Stationsarbeit "Das geheimnisvolle Tagebuch"M2: Stationsarbeit "Das geheimnisvolle Tagebuch"(pdf, 59 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
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M3: Protokoll privates Tagebuch (bearbeitbar)M3: Protokoll privates Tagebuch (bearbeitbar)(docx, 120 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
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M3: Protokoll privates TagebuchM3: Protokoll privates Tagebuch(pdf, 82 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
  • Kartenabfrage über ONCOO erstellen
  • Sitzkreis im Klassenzimmer vorbereiten
  • Etherpads erstellen
  • Aufgabenzettel Stationsarbeit gegebenenfalls an Klasse anpassen und ausdrucken
  • analoge Protokolle (Stationsarbeit) ausdrucken/kopieren (gegebenenfalls an Klasse anpassen)

Der Einstieg in die Unterrichtseinheit erfolgt über das Gedankenspiel M1. Anhand dieses Gedankenspiels werden die Kinder dazu angeregt, über den Umgang mit der Privatheit anderer Personen nachzudenken. Das Gedankenspiel können sich die Kinder einerseits gegenseitig in Kleingruppen vorlesen. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass die Lehrperson das Gedankenspiel vorträgt. Damit sich die Kinder besser auf das Gedankenspiel einlassen, ist es empfehlenswert, dass die Lehrperson die Kinder dazu auffordert, sich entspannt hinzusetzen und die Augen zu schließen.

M1: Stell dir vor, es ist frühmorgens an einem ganz normalen Schultag. Du bist zeitlich früh dran und gehst als erstes Kind in das Klassenzimmer. Du schaust dich im leeren Klassenzimmer um, gehst zu deinem Platz und siehst auf der letzten Schulbank, an der normalerweise kein Kind sitzt, etwas blau-rot-grün-glitzerndes liegen. Du gehst näher ran und siehst, dass es sich dabei um ein fremdes Tagebuch handelt. Du bist neugierig und fragst dich, wem das Tagebuch gehört und was wohl drinsteht. Es ist noch niemand im Klassenzimmer. Ob du wohl einen Blick in das Tagebuch riskieren kannst?

Nachdem das Gedankenspiel gelesen bzw. vorgetragen wurde, stellt die Lehrperson sicher, dass alle Kinder das Gedankenspiel inhaltlich verstanden habe. Letzteres ist wichtig, da die weiteren Unterrichtsinhalte auf dem Gedankenspiel aufbauen. Die Verständnisüberprüfung kann spielerisch durch ein Quiz erfolgen. Die Lehrperson stellt den Kindern dabei vier Fragen zum Gedankenspiel und gibt immer die Antwortoptionen A und B vor. Die Kinder erhalten eine rote (A) und eine blaue (B) Karte und zeigen mithilfe der Karten nach jeder Frage ihre entsprechende Antwort. Das Quiz kann auch digital unter dem folgenden Link absolviert werden: https://learningapps.org/watch?v=p6v80xaw322. Mithilfe der kostenfreien Webanwendung LearningApps.org kann auch ein individuelles Quiz erstellt werden.

Für die Verständnisüberprüfung eignen sich u. a. die folgenden Fragen:

  1. Wie viele Kinder sind im Gedankenspiel mit dir im Klassenzimmer?
  2. Was hast du im Gedankenspiel im Klassenzimmer gefunden?
  3. Wo hast du im Gedankenspiel das Tagebuch gefunden?
  4. Wer sitzt im Gedankenspiel an der Schulbank, auf der du das Tagebuch gefunden hast?

Im Anschluss an die Verständnisüberprüfung stellt die Lehrperson den Kindern die Frage: Was würdest Du mit dem Tagebuch machen? Die Kinder sollen in Ruhe darüber nachdenken und mithilfe der ONCOO-Kartenabfrage ihre Antwort digital einreichen. Den Zugang zur ONCOO-Kartenabfrage erhalten die Kinder über einen von der Lehrperson erstellten QR-Code oder dem von der Lehrperson bereitgestellten Zugangscode, welchen sie in der Webanwendung eingeben müssen. Alternativ können die Kinder ihre Antworten auch auf analoge Moderationskarten schreiben und an die Tafel heften. Das digitale Sammeln der Antworten hat den Vorteil, dass die Ergebnisse in der nächsten Stunde sofort wieder aufgerufen werden können.

Nachdem alle Kinder eine Antwort abgegeben haben, versammelt sich die ganze Klasse im Sitzkreis um die Tafel und liest die Antworten. Nachdem alle Kinder alle Antworten gelesen haben, vergleichen die Kinder zusammen mit der Lehrperson die Antworten und schauen, ob sich ein paar Antworten inhaltlich ähneln bzw. inwieweit sich die Antworten unterscheiden. Ausgehend von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden sortieren die Kinder die Antworten zusammen mit der Lehrperson, sodass alle Antworten mit dem gleichen Inhalt eine eigene Kategorie bilden. Diese Kategorien werden ausgehend von ihrem Inhalt von den Kindern betitelt (u. a. Tagebuch lesen; Tagebuch bei Lehrperson abgeben). Falls analoge Moderationskarten verwendet werden, können diese auch in die Mitte des Sitzkreises ausgelegt und auf dem Boden sortiert werden. Die Antworten werden in der Phase des Sortierens noch nicht kommentiert.

Nachdem die Kinder zusammen mit der Lehrperson die Antworten durchgelesen und sortiert haben, sammeln die Kinder Gründe für und gegen den in den Antworten/Kategorien geschriebenen Umgang mit dem Tagebuch. Die Lehrperson übernimmt in dieser Phase die Gesprächsleitung und achtet darauf, dass die Gesprächsregeln (sollten im Vorfeld individuell festgelegt werden) von den Kindern eingehalten werden. Weiterhin stellt die Lehrkraft verschiedene auf die Gesprächssituation angepasste Fragen, um die Kinder zum Nachdenken und Weiterdenken anzuregen.

Mögliche Fragen:

  1. Inwieweit ist es in Ordnung, in das Tagebuch reinzuschauen?
  2. Unter welchen Umständen ist es in Ordnung, in das Tagebuch reinzuschauen? (u. a. der/die Besitzende erfährt es nie; du behältst das Gelesene für dich; du möchtest schauen, ob ein Name drinsteht; wenn bis zum Ende des Schultags niemand das Tagebuch abholt, ist es okay reinzuschauen)
  3. Wie könnte der/die Besitzende reagieren, wenn er/sie mitbekommt, dass du das Tagebuch liest/gelesen hast?
  4. Warum könnte es für den/die Besitzende nicht in Ordnung sein, wenn du das Tagebuch liest?
  5. Wie könntest du jemandem erklären, warum es nicht in Ordnung war, das Tagebuch zu lesen?
  6. Woran erkenne ich, ob ein Gegenstand privat ist?
  7. Was meint man mit privat?

Insofern die schriftlichen Antworten aus der Einstiegsphase nicht heterogen sind, ist es sinnvoll, wenn die Lehrperson noch weitere mögliche Antworten einstreut, um den Kindern andere Perspektiven aufzuzeigen, das Gespräch anzuregen sowie die Reflexion über die eigenen Antworten oder die Antworten von Mitschüler*innen anzuregen.

Ausgehend von dem Gespräch im Sitzkreis erhalten die Kinder anschließend die Aufgabe, sich in Gruppen (4-5 Kinder) zu überlegen, wie man in Hinblick auf unterschiedliche Szenarien mit der Privatheit anderer Personen umgeht. Die Aufgabe dient dazu, dass die Kinder die Inhalte aus dem Sitzkreis auf andere Gebiete des Privaten anwenden. Es bietet sich an, die Transferphase in Form einer Stationsarbeit umzusetzen. Die Lehrperson erstellt dafür mindestens 3 Stationen mit unterschiedlichen Szenarien (siehe M2). Die Kinder müssen an jeder Station im ersten Schritt überlegen, ob es sich bei dem jeweiligen Szenario überhaupt um etwas Privates handelt. Sobald die Kinder den ersten Schritt absolviert haben, sollen sie im zweiten Schritt überlegen, wie sie in der jeweiligen Situation aus dem Szenario umgehen würden. Die Kinder verschriftlichen an jeder Station ihre Ergebnisse in einem von der Lehrperson vorgegebenen digitalen Protokoll in der Webanwendung Etherpad. Um zu der Webanwendung zu gelangen, erhält jede Gruppe von der Lehrperson einen gruppenspezifischen QR-Code bzw. Link. Mithilfe des Arbeitsblatts M3 kann das Protokoll alternativ auch anlog geführt werden.

Im Anschluss an die Stationsarbeit stellt jede Gruppe von jeweils einer Station ihre Ergebnisse kurz vor. Das Protokoll kann parallel an der Tafel angezeigt werden. Alle anderen Gruppen vergleichen das vorgestellte Ergebnis mit dem eigenen Ergebnis und gleichen ab, welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede vorhanden sind. Zudem können alle Gruppen nach der Präsentation noch eigene Ideen ergänzen. Unterschiede in den Ergebnissen, welche nicht miteinander zu vereinbaren sind, sollten besprochen und die Ergebnisse der Gruppen kritisch betrachtet werden. Ein solches Szenario könnte auftreten, wenn Gruppe eins und Gruppe zwei das Beispiel aus Station vier als privat eingestuft haben. Gruppe drei und vier dieses Beispiel jedoch als nicht privat ansehen und dadurch anders damit umgehen würden.

Die Ergebnisse und offenen Fragen aus den Präsentationen dienen als Ausgangspunkt für die nächste Stunde.

Problemorientierung:

  • Das Gedankenspiel kann von der Lehrperson vorgetragen werden, jedoch können die Kinder dies auch selbst erarbeiten. Für die selbstständige Erarbeitung eignet sich ein Partner- oder Kleingruppenarbeit.
  • Die Antworten auf die Frage „Was würdest Du mit dem Tagebuch machen?“ können auch erst in Partnerarbeit besprochen und im zweiten Schritt mithilfe der ONCOO-Kartenabfrage mit der Klasse geteilt werden.

Transfer:

  • Die einzelnen Szenarien können auch an einzelne Gruppen verteilt und jeweils nur von einer Gruppe bearbeitet werden. Bei diesem Vorgehen ist es sehr wichtig, dass die Ergebnisse danach sehr gründlich mit der Klasse ausgewertet werden.

Sicherung:

  • Die Ergebnisse können alternativ durch die Kinder selbst ausgewertet werden, indem in mindestens zwei Durchgängen jeweils zwei Gruppen ihre Ergebnisse miteinander vergleichen und Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Unklarheiten herausarbeiten. Bei diesem Vorgehen ist wichtig, dass die Kinder eine genaue Aufgabenstellung erhalten und diese auch verstanden haben.
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