
Kurzübersicht
- Fach
- Ethik
- Klassenstufe
- Klasse 4
- Unterrichtsform
- Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Plenum
- Zeitbedarf / Dauer
- 135 Min.
- Technische Voraussetzungen
- Interaktive Tafel oder Beamer mit passendem digitalem Endgerät, ONCOO, evt. Dokumentenkamera
Was hat der Mensch, was der Roboter nicht hat?
Mensch und Roboter in Vergleich
Ziele
- Die Kinder gewinnen Einblick in die philosophische Frage „Was ist der Mensch?“.
- Die Kinder reflektieren und benennen anhand der Gegenüberstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden verschiedener Menschen, welche Merkmale den Mensch zum Menschen macht.
- Die Kinder hinterfragen, erweitern und überarbeiten im Verlauf der Lernumgebung die Merkmale des Menschen.
- Die Kinder üben sich darin zu begründen, warum bestimmte Eigenschaften/Merkmale den Menschen ausmachen bzw. nicht ausmachen.
- Die Kinder gewinnen einen Einblick in die Merkmale des Roboters.
- Die Kinder kennen erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Roboter.
- Die Kinder üben sich in der Bildbeschreibung.
Fachliche Auseinandersetzung
Roboter sind mittlerweile nicht mehr nur Inhalt von Science-Fiction Filmen, sondern zugleich Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Roboter kommen dabei u.a. in ihrer Funktion als Alltagshelfende, Assistenten oder Pflegende in Kontakt mit Menschen. Sie können mit den Menschen in sozialen Umgebungen frei interagieren und „sensibelste Aufgaben im unmittelbaren Kontakt mit Menschen, etwa in der Medizin, übernehmen“ (Voß 2018, S. 5). Zudem verfügen die Roboter über eine künstliche Intelligenz, welche es ihnen ermöglicht, autonom zu lernen und umfassende Erfahrungen zu machen. Außerdem gibt es Roboter, welche von den Proportionen sowie dem Aussehen dem Menschen sehr stark ähneln. Hinsichtlich der Entwicklung und den Einsatzmöglichkeiten von Robotern stellen sich jedoch zunehmend folgende Fragen: (1) Worin unterscheiden sich Menschen und Roboter? (2) In welcher Beziehung steht der Roboter zum Menschen? (3) Kann der Roboter irgendwann den Menschen ersetzen? (4) Welche Gefahren und Chancen (u.a. für den Menschen) ergebn sich in Bezug auf die Entwicklung der Roboter (u.a. Wiertz 2020, S. 101)?
Was ist jedoch ein Roboter? Nach Loh (2019) sprechen wir bei Robotern von Maschinen in Form von künstlichen Gebilden, „die aus durch ein Antriebssystem (Motor, Wind, Wasser) bewegten Teilen [bestehen] und Energie [umsetzen].“ (Loh 2019, S.16) Auch wenn nach Loh alle Roboter Maschinen sind, so sind zugleich nicht alle Maschinen Roboter. Ausgehend von Misselhorn (2019) sind Roboter spezielle Maschinen. Diese speziellen Maschinen verfügen über einen eigenständigen Körper aus anorganischem Material (Christaller et al. 2001). Weiterhin besitzen diese Maschinen mindestens einen Prozessor und sind programmierbar. Roboter verfügen des Weiteren über Sensoren, die Informationen über die Umwelt sammeln sowie über Effektoren oder Aktoren, welche die Signale in mechanische Abläufe übersetzen und auf die Umwelt Einfluss nehmen. Zudem erscheinen Roboter in ihrem Handeln und Verhalten autonom (Loh 2019). Roboter nehmen durch ihren Aufbau und ihre Funktionsweise physisch Einfluss auf ihre Umwelt. Ausgehend von der genannten Definition sind Roboter nicht mit künstlicher Intelligenz (KI) gleichzusetzen. Die KI ist eher als das Gehirn des Roboters anzusehen. Ausgehend von dem Europäischen Parlament lässt sich KI definieren, als die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. KI ermöglicht es, technischen Systemen ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Computer empfängt Daten (die bereits über eigene Sensoren, z. B. über eine Kamera, vorbereitet oder gesammelt wurden), verarbeitet sie entsprechend und reagiert. KI-Systeme sind in der Lage, ihr Handeln anzupassen, indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren und autonom arbeiten.“ (Europäisches Parlament 2020). KI ist jedoch nicht gleich KI, sondern lässt sich unterscheiden in schwache KI, starke KI und Superintelligenz. Die schwache KI ist nur auf konkrete Anwendungsprobleme oder -bereiche spezialisiert, kann nicht flexibel auf unterschiedliche Aufgabenbereiche reagieren und kann damit auch nicht flexibel eingesetzt werden. Nach Misselhorn (2019) kann die schwache KI nur die menschliche Intelligenz simulieren, kommt aber bei Weitem nicht an diese heran. Die starke KI hingegen agiert deutlich flexibler und ist der menschlichen Intelligenz ähnlicher (S. 10ff.). Sie kann flexibel auf Anforderungen und Problemstellungen reagieren und ist damit in verschiedenen Bereichen einsetzbar. Die dritte Form der KI, die Superintelligenz, geht weit über die menschliche Intelligenz hinaus. Jedoch steht die Entwicklung von starker KI und Superintelligenz noch am Anfang. Das hat auch zu Folge, dass die derzeit auf dem Markt verfügbaren Roboter nur eine schwache KI besitzen und damit nur hinsichtlich konkreter Aufgabenbereiche oder Handlungsfelder eingesetzt werden können. Zudem können diese Roboter im Gegensatz zum Menschen (noch) keine Sinnesempfindungen wie Schmerz oder Angst von sich aus wahrnehmen. Sie haben kein Selbstbewusstsein und sind nicht mit Wünschen und Trieben ausgestattet, die aus einem eigenen Willen hervorgehen. Handlungen von Robotern sind ausschließlich durch „Wenn-dann-Verknüpfungen“ gesteuerte Bewegungen (Hilgendorf 2012, S. 125), welche nicht mit vollen Sinnen erfahren werden (Bieri 1994, S. 172ff.).
Auch wenn die Roboter, wie bereits dargestellt nicht an die Intelligenz und Beschaffenheit des Menschen herankommen, so gibt es dennoch u.a. mit den humanoiden Robotern sowie den „Emotional Robots“ zwei Robotertypen, welche auf den ersten Blick in einzelnen Beschaffenheiten den Menschen ähnlich sind. Die humanoiden Roboter ähneln dem Menschen in ihrer äußerlichen Gestalt sowie ihrer Bewegung. Jedoch sind diese Roboter trotz der starken Ähnlichkeit zum Menschen keine biologischen Wesen und damit nicht mit dem Menschen gleichzusetzen (Decker 2010, S. 45). Die „Emotional Robots“ können durch die Einspeisung einer großen Menge an Daten mithilfe der Mustererkennung lernen, basale Emotionen beim Menschen zu erfassen und Emotionen darzustellen. Jedoch werden die Emotionen allein durch Muster erkannt und nur auf Grundlage eingespeister Regeln von den Robotern simuliert und nicht empfunden bzw. mitempfunden. Auch hinsichtlich dieses Robotertyps und seiner Funktionsweise wird der Unterschied zum Menschen deutlich, sodass man auch hier sagen kann, dass Mensch und Roboter nicht gleichzusetzen sind.
Trotz der großen Unterschiede zum Menschen werden die Roboter, wie zu Beginn erwähnt in unterschiedlichen Arbeitsfeldern eingesetzt und können den Menschen bei verschieden konkreten Aufgabenbereichen schon heute unterstützen. (Voß 2018, S. 5) Letzteres führt jedoch bei einigen Menschen zu der Sorge, dass ihre Arbeitsplätze verloren gehen.
Kompetenzen
KMK Kompetenzrahmen
-
Analysieren und Reflektieren
- Medien analysieren und bewerten
- Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren
Lernvoraussetzungen
- Die Kinder haben Kenntnisse über den Ablauf und die Regeln einer Gruppenarbeit.
- Die Kinder kennen die Methoden Brainstorming und Gedankenspiel.
- (Die Kinder wissen, wie ein Roboter grundlegend funktioniert.)
Materialien
- Moderationskarten
- Wimmelbild Menschen (siehe Empfehlungen Verlauf Lernumgebung)
- Bild Roboter (siehe Empfehlungen Verlauf Lernumgebung)
- Video Roboter
- evtl. Arbeitsblatt M1
- Arbeitsblatt M2
- evtl. Kartenabfrage ONCOO
- mind. ein Tablet, evtl. halber Klassensatz Tablets
- Ethikhefter
Downloads
- docx-Datei
- M1: Eigenschaften des Menschen (bearbeitbar)Arbeitsblatt zum erarbeiten der Eigenschaften des Menschen(docx, 173 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
- pdf-Datei
- M1: Eigenschaften des MenschenArbeitsblatt zum Erarbeiten von Eigenschaften des Menschen.(pdf, 98 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
- docx-Datei
- M2: Protokoll Denkwerkstatt (bearbeitbar)Protokoll für die Gruppenarbeit in der Denkwerkstatt(docx, 119 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
- pdf-Datei
- M2: Protokoll DenkwerkstattProtokoll für die Gruppenarbeit in der Denkwerkstatt(pdf, 52 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
Vorbereitungen
- ONCOO Kartenabfrage vorbereiten
- Positionsline aufkleben (mit Kreppband)
Ablauf
Zum Einstieg in der Lernumgebung treffen sich die Kinder im Kinositz vor der interaktiven Tafel. An der Tafel präsentiert die Lehrperson ein Wimmelbild, welches Menschen in ihrem alltäglichen Leben und Handeln sowie mit ihren vielfältigen Eigenschaften gut darstellt. Als Wimmelbild eignet sich unter anderem die letzte Doppelseite des Kinderbuchs „Alle da! Unser kunterbuntes Leben“ von Tuckermann, A. & Schulz, T. (2015). Die Doppelseite kann mithilfe einer Dokumentenkamera für alle Kinder sichtbar an der interaktiven Tafel angezeigt werden. Alternativ kann auch auf das Wimmelbild „Herbst“ von Schul.at. zurückgegriffen werden, welches bereits in digitaler Version unter dem folgenden Link vorliegen: https://themen.schule.at/themen/dialogbilder
Die Kinder werden im ersten Schritt dazu aufgefordert, das Bild auf sich wirken zu lassen, um möglichst viele Aspekte des Bildes wahrzunehmen. Nachdem die Kinder das Bild für sich allein betrachtet haben, stellt die Lehrperson den Kindern die folgende Frage: „Was könnt ihr auf dem Bild alles entdecken?“. In einem Brainstorming werden mündlich spontane Entdeckungen und Einfälle gesammelt. Im nächsten Schritt fragt die Lehrperson die Kinder: „Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede fallen euch bei den Menschen auf dem Bild auf?“. Die Lehrperson kann diese Frage, insofern es sich anbietet, anknüpfend an die Antworten der Kinder stellen. Jedoch sollte die Frage nicht zu früh gestellt werden, sodass alle Kinder genug Zeit haben, ihre Entdeckungen mit der Klasse zu teilen. Nachdem die Lehrperson die Kinder gefragt hat, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten diese zwischen den Menschen finden, erfolgt erneut ein Brainstorming. Die Lehrperson hält die Antworten der Kinder in Schlagworten an den Flügeln der Tafel oder auf Moderationskarten fest. Ausgehend von der Erprobung der Lernumgebung sind u. a. die folgenden Antworten zu erwarten:
Gemeinsamkeiten: Körper, Arme, Po, Gesicht, Mund, Finger, Beine, alle haben Gefühle etc.
Unterschiede: Hautfarbe, Körpergröße, Alter, Art der Gefühle, Handlungen/Tätigkeiten der Menschen, Kleidung, Augenfarbe etc.
Im Anschluss an die Besprechung des Wimmelbilds gehen die Kinder zurück an ihren Platz. Wenn alle Kinder wieder am Platz sitzen, erfolgt die Einführung in ein Gedankenspiel. Anlass für die Thematik des Gedankenspiels stellt das Schulgebäude dar, welches sich jeweils auf der linken Seite der empfohlenen Wimmelbilder befindet. Das Gedankenspiel kann jederzeit an den Kontext des von der Lehrperson gewählten Wimmelbilds angepasst werden. Bevor die Lehrperson das Gedankenspiel vorstellt, lädt sie die Kinder dazu ein, sich bequem hinzusetzen und die Augen zu schließen.
Es ist ein Schulfest geplant. Alle freuen sich, daran teilzunehmen. Leider hat sich niemand gefunden, der den Einlass machen möchte. Jedoch dürfen am Schulfest nur Menschen teilnehmen. Damit niemand anderes das Schulfestgelände betritt, braucht es jemand oder etwas, der oder was den Einlass übernimmt. Dadurch hat die Schule eine Maschine mit Kamera gekauft, die diese Aufgabe erledigt. Jetzt muss die Maschine nur noch so programmiert werden, dass sie wirklich nur Menschen auf das Schulgelände lässt. Ihr sollt beim Programmieren der Maschinen helfen. Was muss die Maschine alles über den Menschen wissen, dass sie beim Schulfest mit ihrer Kamera von ganz allein erkennt, ob es sich um einen Menschen oder um ein anderes Lebewesen oder einen anderen Gegenstand handelt?
Im Anschluss an die Präsentation des Gedankenspiels geht die Lehrperson noch einmal das Szenario mit den Kindern durch und überprüft, inwieweit die Kinder das Gedankenspiel verstanden haben. In dieser Phase ist wichtig, dass genau geklärt wird, welche Ausgangssituation bei dem Gedankenspiel vorliegt. Für die Verständnisüberprüfung kann die Lehrperson den Kindern u. a. die folgenden Fragen stellen:
- Wer darf das Schulfest besuchen?
- Welche Funktionen hat die Kamera?
- Was ist deine Aufgabe?

Im Anschluss an die Verständnisüberprüfung erarbeiten die Kinder unter Einsatz der Think-Pair-Share-Methode u.a. Kriterien des Menschen heraus (Frage danach: Was ist der Mensch?), welche sie in die Maschine einprogrammieren sollten, damit die Maschine mithilfe der Kamera ausschließlich Menschen erkennt.
Think-Phase als erster Schritt: Die Kinder denken in Einzelarbeit über mögliche Kriterien des Menschen nach, welche sie in die Maschine einprogrammieren könnten. Die Kinder können sich erste Notizen in ihrem Hefter machen.
In der anschließenden Pair-Phase (zweiter Schritt) suchen sich die Kinder jeweils eine/n Partner*in. Alternativ können die Kinder auch in Gruppen bis zu vier Personen arbeiten. Die Kinder tauschen sich über ihre jeweiligen Kriterien aus und hinterfragen gegenseitig ihre Ideen. Jeder Gruppe stehen anschließend fünf Moderationskarten zur Verfügung, auf denen sie ihre Ergebnisse festhalten. Die Begrenzung der Moderationskarten verfolgt das Ziel, dass sich die Kinder einerseits auf die wichtigsten und wesentlichsten Merkmale eines Menschen festlegen und jedes Merkmal gut überdenken. Des Weiteren kann durch die Begrenzung der Moderationskarten vermieden werden, dass eine unüberblickbare Menge an Ideen entsteht, sodass diese nur schwer mit der gesamten Klasse sortiert werden können. Insofern die Kinder in Gruppen arbeiten, kann die Anzahl der Moderationskarten auch etwas erhöht werden. Wenn es den Kindern schwerfällt, ihre Ideen auf den wenigen Moderationskarten festzuhalten, dann kann ihnen der Tipp gegeben werden, dass sie ihre Ideen in Oberbegriffen zusammenfassen können. Alternativ können die Ideen der Kinder auch mithilfe der Kartenabfrage von ONCOO gesammelt werden. Dafür benötigt jedes Paar oder jede Gruppe ein Tablet und die Lehrperson muss im Vorfeld die Kartenabfrage auf ONCOO vorbereiten. Die Kinder bekommen einen Zugang zur Kartenabfrage, indem die Lehrperson den Zugang per QR-Code bereitstellt oder den Kindern den Zugangscode nennt.
Im dritten Schritt – der Share-Phase – werden die Ergebnisse der Klasse präsentiert. Beim analogen Vorgehen bietet es sich an, dass die Klasse in einem Sitzkreis zusammenkommt. Die Gruppen oder Paare stellen nacheinander ihre Ideen vor und legen dabei die Moderationskarten in die Mitte vom Kreis. Überschneiden sich Ideen, dann können sich Kinder aus anderen Gruppen oder Paaren melden und ihre Moderationskarte mit dazulegen. Beim digitalen Vorgehen hingegen treffen sich die Kinder mit der Lehrperson im Kinositz vor der interaktiven Tafel und die Lehrperson präsentiert durch die Lehrendenansicht die Ideen aller Kinder. Bei diesem Vorgehen lesen sich alle Kinder die Ideen durch. Gleiche oder ähnliche Ideen werden anschließend zusammengeschoben. Durch dieses Vorgehen werden alle Ideen geordnet und in eine übersichtliche Darstellung gebracht.
Nachdem alle Ideen präsentiert bzw. gelesen und geordnet wurden, können die Kinder inhaltliche Fragen zu den Ideen stellen, falls sie etwas nicht verstanden haben. Im Anschluss daran stellt die Lehrperson die Frage, ob die von den Kindern genannten Ideen ausreichen, dass die Maschine nur Menschen reinlässt bzw. ob die Maschine wirklich alle Menschen reinlässt. Um die Kinder beim Nachdenken zu unterstützen, bringt die Lehrperson Bilder von Gegenständen, Lebewesen wie Tieren oder auch von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung mit in das Gespräch. Ausgehend von den Bildern entscheiden die Kinder jeweils, ob man die Ideen noch schärfen oder genauer ausformulieren muss, damit die Maschine wirklich alle Menschen als Menschen erkennt. Gegebenenfalls können genaue Angaben oder konkrete Zahlen während des Gesprächs durch die Kinder mit dem Tablet im Internet recherchiert werden (u.a. minimale und maximale Körpergröße des Menschen). Die Ideen werden auf Moderationskarten übertragen bzw. an der Tafel in der Kartenabfrage ergänzt. Im Anschluss daran kehren die Kinder an ihren Platz zurück. Die Lehrperson teilt das Arbeitsblatt M1 aus. Auf diesem Arbeitsblatt ist der menschliche Körper abgebildet. Die Kinder malen, schreiben oder markieren in und an den dem Körper die zuvor gesammelten Merkmale. Es ist sinnvoll, wenn die Kinder das Arbeitsblatt M1 mit Stiften ausfüllen, welche sie später wegradieren können. Die Kinder können den Körper des Menschen auch eigenständig in ihren Hefter übertragen.
Nachdem die Kinder den Körper des Menschen beschriftet haben, blendet die Lehrperson, durch ein Foto von dem humanoiden Roboter Erica, einen weiteren Gast ein, der sich vor die Maschine am Einlass des Schulfestes stellt. Um den humanoiden Roboter Erica besser kennenzulernen, blendet die Lehrperson einen kurzen Ausschnitt des Videos „Die lächelnde Roboter-Dame namens Erica ein“. Das Video ist unter dem folgenden Link zu finden: https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1127335.html. Das Video kann allerdings auch vor der Unterrichtsstunde heruntergeladen werden und muss nicht in voller Länge geschaut werden. Ziel ist es, dass die Kinder durch das Video sehen, wie die Roboter-Dame Erica interagiert, welche Bewegungen sie mit ihren Augen und ihrem Kopf macht, wie ihre Stimme und ihr Lachen klingt. Die Lehrperson fragt im Anschluss an das Video die Kinder, was ihn an Erica aufgefallen ist. Die Kinder können ihre Beobachtungen mit der Klasse teilen. Im Anschluss daran fragt die Lehrperson die Kinder, was sie denken, wie ein Roboter funktioniert. Durch die Frage wird erst einmal das Vorwissen der Kinder zu Robotern und ihrer Funktionsweise eruiert. Je nach Vorwissen kann im Anschluss daran noch ein Video über die Funktionsweise eines Roboters angeschaut werden. Dafür eignet sich unter anderem das Video „Roboter Check“ aus der Sendung „Checker Tobi“. Das Video kann unter dem folgenden Link abgerufen werden: https://www.kika.de/checker-welt/checker-reportagen/checker-tobi/videos/der-roboter-check-100. Es bietet sich an, das Video von 02.00 Minuten bis 06.20 Minuten abzuspielen, da es sonst sehr lang ist. Im Anschluss an das Video ist es notwendig, mit den Kindern über das Gesehene zu sprechen und aufgekommene Fragen zu klären. Alternativ kann auch durch die Lehrperson ein Quiz erstellt werden.
Im Anschluss an diesen Exkurs erinnert die Lehrperson an die Roboter-Dame Erica, welche ebenfalls das Schulfest besuchen möchte. Die Lehrperson fragt die Kinder, inwieweit die Funktionen der Einlassmaschinen (Kamera) ausreichen, um wirklich nur Menschen auf das Schulgelände zu lassen? Die Kinder werden aufgefordert ihre Antwort zu begründen.
Die Schule ist sich nun leider nicht sicher, ob die Sicherung mit der Kamerafunktion ausreicht und beschließt, eine Maschine mit mehr Funktionen zu kaufen. Die Kinder erhalten den Auftrag, in Gruppen in einer Denkwerkstatt zu überlegen:
- Wodurch unterscheiden sich Mensch und Roboter?
- Welche weiteren Funktionen muss die Einlassmaschine besitzen, damit sie wirklich nur Menschen reinlässt?
Ihre Überlegungen halten die Kinder im Protokoll M2 fest. Im Anschluss an die Gruppenarbeit, teilen die Kinder ihre Ideen mit der Klasse. Alle Gruppen werden aufgefordert, sich zu melden, wenn sie ähnliche oder gleiche Ideen haben. Zudem werden die Kinder dazu aufgefordert, sich zu äußern, wenn sie einer Idee nicht zustimmen und ihre Kritik zu äußern. Ziel ist es, durch die Präsentation der Ergebnisse aus den Denkergruppen eine optimale Einlassmaschine zu entwickeln, die weder zu vielen noch zu wenige Funktionen besitzt und nur Menschen auf das Schulgelände lässt.
In der Erprobung wurden die folgenden zusätzlichen Funktionen durch die Kinder genannt: Thermometer, Pulsmesser, Infrarotkamera, Gehirnströmungsmesser
Nach der Entwicklung der perfekten Einlassmaschine wird noch einmal die Frage vertieft, was den Menschen und Roboter voneinander unterscheidet. Dafür wird im Klassenzimmer eine Positionsline gezogen. Mithilfe der Positionslinie werden die Kinder dazu angehalten, sich hinsichtlich ihrer Meinung zu entscheiden. Wie funktioniert die Positionsline? Die Lehrperson nennt den Kindern verschiedene Eigenschaften. In Bezug auf die einzelnen Eigenschaften müssen sich die Kinder entscheiden, ob sie diese Eigenschaft einem Menschen, einen Roboter oder beiden zuordnen würden. Das linke Ende der Line steht für den Menschen, das rechte Ende für den Roboter. Die Mitte der Line verdeutlicht, dass die Eigenschaft auf beide zutrifft. In Abhängigkeit von ihrer Meinung stellen sich die Kinder bei jeder Eigenschaft an die für sie passende Stelle auf oder neben die Linie. Die Lehrperson fordert einzelne Kinder dazu auf, zu begründen, warum sie sich an die jeweilige Stelle gestellt haben. Die Kinder haben in dieser Phase auch die Möglichkeit, ihre Position zu ändern. Wenn ein Kind die Position ändert, ist es oft sehr ergiebig nachzufragen, warum es sich für den Wechsel der Position entschieden hat. Sollten fachliche Fehler in Hinblick auf die Funktionsweise von Robotern auffallen, dann ist es notwendig, diese zu korrigieren.
Folgenden Eigenschaften bieten sich für die Positionslinie an:
- strebt nach Wissen
- gibt Liebe
- funktioniert schnell
- entwickelt Pläne
- hat Verständnis
- empfindet Freude
- lernt aus Erfahrungen
- zeigt keine Gefühle
- macht sich Sorgen
- kann sprechen
- kann selbst denken
- hat ein Herz/hat Organe
- trifft eigene Entscheidungen
Die Lehrperson kann dabei variieren, wie viele Eigenschaften verwendet werden. Nach dem erfolgreichen Begründen begeben sich alle Kinder auf ihren Platz. Ausgehend von ihren neuen Erkenntnissen überprüfen die Kinder nun die notierten und aufgemalten Kriterien des Menschen auf dem Arbeitsblatt M1. Gegebenenfalls ergänzen sie neue Kriterien oder korrigieren und verfeinern bereits vorhandene Kriterien.
Zum Abschluss der Lernumgebung schreiben die Kinder die folgenden Satzanfänge in ihren Hefter:
- Ein Mensch ist ein Mensch, weil …
- Ein Mensch unterscheidet sich von einem Roboter, weil…
Die Kinder reflektieren in Einzelarbeit, was über diese Zeitspanne erlernt und besprochen wurde. Die für sie persönlich wichtigsten Erkenntnisse halten die Kinder durch das Ergänzen der Satzanfänge für sich fest. Beim Abschreiben der Satzanfänge sollte die Lehrperson die Kinder darauf hinweisen, dass diese zwischen den Satzanfängen Platz lassen.
Differenzierung
Einstieg:
- Als Hilfestellung kann die Lehrkraft für die Unterschiede zwischen den Menschen Kategorien vorgeben (Kleidung, Alter, Haarfarbe, etc.).
Hinweise
Achten Sie darauf, dass am Ende jeder Unterrichtsstunde eine individuelle Phase der Ergebnissicherung stattfindet. Diese dient als Basis für einen gelungenen Einstieg in die nächste Stunde der Lernumgebung.
Links & Literatur
Vernetzung & Vertiefung
Die Weiterarbeit mit folgenden Themen ist möglich:
- Haben Roboter die gleichen Rechte wie Menschen?
- Menschen sind nicht unsterblich, sind Roboter unsterblich?
- Wer ist für Fehler von Robotern verantwortlich?
Literatur
Bieri, Peter: Was macht Bewußtsein zu einem Rätsel?. In W. Singer (Hrsg.) 1994: Gehirn und Bewusstsein. Spektrum. denkabende.de/kognition/bieri.rtf
Christaller, T.,Decker, M., Gilsbach, JM., Hirzinger, G., Lauterbach, K., Schweighofer, E., Schweitzer G., Sturma, D. (2001) Robotik. Perspektiven für menschliches Handeln in der zukünftigen Gesellschaft. Springer Verlag.
Decker, M. (2010). Ein Abbild des Menschen: Humanoide Roboter. In: Bölker, M., Gutmann, M., Hesse, W. (Hrsg.) Information und Menschenbild. Springer Verlag.
Europäisches Parlament (2020). Was ist künstliche Intelligenz und wie wird sie genutzt? Aktuelles: Europäisches Parlament.
www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20200827STO85804/was-ist-kunstliche-intelligenz-und-wie-wird-sie-genutzt
Funk, M. (2022). Computer und Gesellschaft. Roboter und KI als soziale Herausforderung- Grundlagen der Technikethik. Springer Verlag.
Voß, G. (2018). Arbeitende Roboter – Arbeitende Menschen. Über subjektivierte Maschinen und menschliche Subjekte. www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845285429-139.pdf
Hilgendorf, E. (2012). Können Roboter schuldhaft handeln? Zur Übertragbarkeit unseres normativen Grundvokabulars auf Maschinen. In: Beck, S. ,LL.M. (Hrsg.) Jenseits von Mensch und Maschine. Ethische und rechtliche Fragen zum Umgang mit Robotern, Künstlicher Intelligenz und Cyborgs. Nomos Verlagsgesellschaft.
Misselhorn, Catrin (2019). Grundfragen der Maschinenethik. Philipp Reclam jun. Verlag GmbH.
Wiertz, S. (2020). Der Roboter – mein Freund?. In: Buck, M.F., Drerup, J., Schweiger, G. (Hrsg.), Neue Technologien – neue Kindheiten?. Techno: Phil – Aktuelle Herausforderungen der Technikphilosophie, J.B. Metzler. doi.org/10.1007/978-3-
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