
Kurzübersicht
- Fach
- Kunst
- Klassenstufe
- Klasse 2-4
- Unterrichtsform
- Plenum, Partnerarbeit
- Zeitbedarf / Dauer
- 90 Min.
- Technische Voraussetzungen
- je ein Tablet für zwei Kinder, digitale Tafel mit Ton, Anwendung ChatterPix Kids
Kunst begegnen mit ChatterPix Kids
Sprechen mit und über Kunstwerke(n)
Ziele
Die Kinder nähern sich spielerisch und verbal einem Kunstwerk: Sie üben sich darin, ein Kunstwerk in seinen Grundzügen zu beschreiben, indem sie dies an einem ausgewählten Beispiel durchführen.
Die Kinder erweitern ihre Medienkompetenz: Sie können ein Bild aus dem Browser auf dem Tablet abspeichern. Sie können mit der App ChatterPix Kids ein Medienprodukt erstellen und abspeichern.
Fachliche Auseinandersetzung
Kunstrezeption
Die Rezeption von Kunstwerken ist eine Phase des Kunstunterrichts, in der Kunstwerke wahrgenommen, erlebt, erkannt, verstanden und interpretiert werden (sollen). Sie hat eine vermittelnde Funktion zwischen den Kunstwerken und den Kindern, welche erfüllt werden kann durch Dialoge und verbale Annäherungen, spielerische Zugänge, Selbstreflexion und Selbstbildung. Kunstunterricht hat die Aufgabe, Räume zu schaffen für rezeptive Momente, in denen die Gedanken der Kinder schweifen, Sinne und Deutungen erforscht werden dürfen und die Kinder auf ihren individuellen Prozessen begleitet werden.
Weitere Informationen siehe Uhlig (2005).
Analyse von körperhaft-räumlichen Kunstwerken
Bei der Analyse einer Plastik folgt man grundsätzlich sechs Schritten:
- Beschreibung des ersten Eindrucks
- Festhalten der Fakten (Künstler*in, Zeit, Technik, Material, Größe, ...)
- Beschreiben des Objekts (Aus welchen Elementen besteht das Kunstwerk?)
- Analyse des Objekts (Formen, Proportionen, Oberflächenbeschaffenheit, Masse, Bewegung, Komposition, ...)
- Interpretation (Inhalt-Form-Zusammenhang, auch bezüglich der Biografie, der politischen und gesellschaftlichen Begebenheiten oder der kunsthistorischen Einordnung)
- Zusammenfassung (Fazit)
Weitere Informationen siehe Kirchner & Kirschenmann (2020) und Ilg (2013).
Beitrag zur allgemeinen Bildung
Die Kinder erwerben durch die Nutzung von ChatterPix Kids weitere Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien, was einen Beitrag zur informatischen Vor- und Medienbildung leistet. Bei den Kindern wird mit dieser Lernumgebung ebenso ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie leicht Bilder mit digitalen Werkzeugen bearbeitet werden können. Durch Einfügen von Ton kann in diesem Fall die Bildaussage komplett verändert werden. Mit professionelleren Programmen könnte ein Bild oder Video u. a. sogar so realistisch bearbeitet werden, dass es bei einfacher Betrachtung von einem Original nicht so einfach zu unterscheiden wäre (Stichwort: Deepfake). Diese Lernumgebung schafft erste Zugänge zu dieser Thematik und regt durch aktive Mediennutzung das kritische Hinterfragen an.
Beitrag zu den fachlichen Zielen
Die Kinder entwickeln in dieser Unterrichtskonzeption ihr Urteilsvermögen über körperhaft-räumliche Kunstwerke sowie eine fachgerechte Kommunikation, indem sie verschiedene Werke von Matthias Garff beschreiben, sich darüber verständigen und Werturteile fällen. Durch die Einbindung der App ChatterPix Kids erfahren die Kinder eine spielerisch-assoziative und verbale Annäherung an Kunstwerke und erweitern zudem ihre Kompetenzen im Bereich der informatischen Vor- und Medienbildung. Konkret erfolgt diese Kompetenzerweiterung in Bezug auf den Umgang mit einem Tablet und der App ChatterPix Kids, das Aufnehmen von Ton sowie das Lernen über Medien bezüglich der Manipulation von Bildern.
Kompetenzen
Sozialkompetenz
Die Kinder üben in der Plenumsphase eigene Gedanken verständlich zu kommunizieren, die Äußerungen anderer Kinder zu tolerieren, zu verstehen und darauf einzugehen sowie die Gedanken der Gruppe miteinader abzugleichen.
In der Partnerarbeit üben die Kinder das gemeinsame Erstellen eines Medienprodukts, was beinhaltet, sich abzusprechen, Aufgaben zu verteilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Selbstkompetenz
Die Kinder entwickeln ihre Neugier, Fantasie und Kreativität, indem sie Kunstwerke näher beobachten, die Wirkungen auf sich selbst wahrnehmen und Assoziationen dazu erstellen.
Methodenkompetenz
Die Kinder üben das Beschreiben und Deuten von Kunstwerken sowie das Assoziieren und spontane Äußern zu Kunstwerken.
Sie erweitern ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Tablet. Sie können die App ChatterPix Kids nutzen und Bilder auf dem Tablet speichern.
Die Kinder lernen den Künstler Matthias Garff und seine Kunstwerke kennen. Sie wissen, wie er arbeitet und was er damit bezwecken möchte. Sie können den Begriff Plastik erklären.
KMK Kompetenzrahmen
-
Suchen, Verarbeiten, Aufbewahren
- Speichern und Abrufen
-
Produzieren und Präsentieren
- Weiterverarbeiten und Integrieren
-
Problemlösen und Handeln
- Werkzeuge bedarfsgerecht einsetzen
Lernvoraussetzungen
Die Kinder haben grundlegende Erfahrungen in der Arbeit mit Tablets. Sie können QR-Codes mit dem Tablet einscannen.
Materialien
- digitale Tafel oder Beamer
- Tablets mit Mikrofon
- App ChatterPix Kids
- Video „Kunst aus Müll: Wie ein Leipziger Künstler für Umweltschutz begeistern will“, 5 min 54s [https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/leipzig-matthias-garff-upcycling-skulpturen-naechste-generation-104_zc-bc48d814_zs-1b56ecbb.html]
- Video „Kunst begegnen mit ChatterPix Kids - Grünspecht von Matthias Garff - Lehr-Lern-Video“, 1 min 53 s [https://youtu.be/wB5FbDG1Gzg]
- QR-Code-Scanner auf den Tablets
- QR-Code zur Webseite von Matthias Garff [https://www.garff.de/works-2]
- optional weiteres Zimmer zur Ausweitung der Gruppen
Downloads
- mp4-Datei
- DigiLeG_ChatterPix-Kids_Grünspecht_Matthias-Garff(mp4, 79 MB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
- sbv-Datei
- DigiLeG_ChatterPix-Kids_Grünspecht_Matthias-Garff_Untertitel(sbv, 1 KB, Datei ist barrierefrei/barrierearm)
Vorbereitungen
- in der Unterrichtsvorbereitung:
- QR-Code zur Webseite von Matthias Garff erstellen
- Tablets reservieren
- App ChatterPix Kids auf den Tablets installieren (lassen)
- ggf. eine Präsentation o. Ä. erstellen mit dem QR-Code und Fotos
- ggf. Video zum Kunstwerk „Grünspecht“ überarbeiten / selbst erstellen / zu einem anderen Kunstwerk erstellen
- kurz vor dem Unterricht:
- Video zum Kunstwerk öffnen
- Video von MDR Kultur öffnen
- Ton der digitalen Tafel überprüfen
- QR-Code öffnen
- Tablets für die Nutzung im Unterricht vorbereiten (je eins für zwei Kinder)
- Tabletregeln besprechen
Ablauf
Matthias Garff gestaltet aus selbst gesammelten Alltags- und Naturmaterialien Plastiken verschiedener Tiere, hauptsächlich von Vögeln und Insekten, die er in seiner Lebensumwelt beobachten kann.
Der Unterricht startet damit, dass die Lehrkraft den Kindern ein Video über die digitale Tafel oder über einen Beamer zeigt, in dem das Kunstwerk Grünspecht, 2020, Armlehne, Schultasche, Kanister, Kunstfell, Gummistiefel, 160 x 120 x 60 cm von Matthias Garff sich vorstellt und den Kindern Fragen stellt, die sie dazu anregen, das Kunstwerk näher zu betrachten und zu beschreiben. Diese Variante stellt eine spielerische Alternative zum klassischen Lehrpersonenvortrag dar und kann die Motivation und das Interesse der Kinder erhöhen, da das Kunstwerk scheinbar mit den Kindern spricht.
Das Video besteht aus einzelnen Videosequenzen, die mit der App ChatterPix Kids erstellt wurden. Diese Sequenzen wurden anschließend mit der App iMovie zusammengefügt, sodass ein Gesamtvideo entsteht. In dem Video spricht das Kunstwerk von Matthias Garff. In den einzelnen Sequenzen sagt es folgende Dinge:
- erster Eindruck: „Hallihallo. Ich bin ein Kunstwerk und ich finde, ich sehe ganz besonders aus. Was ist denn euer erster Gedanke, wenn ihr mich anseht?“
- Faktenwissen und Beschreibung: „Tatsächlich bin ich eine Plastik eines Grünspechts von Matthias Garff und bestehe aus ganz vielen verschiedenen Alltagsgegenständen. Welche könnt ihr denn entdecken?“
- Analyse: „Was denkt ihr, wie groß ich bin? Größer, kleiner oder genau so groß wie ein Mensch?“
- Analyse: „Wie würdet ihr meinen Körper beschreiben? Bin ich eher dick und rund, oder lang und schlank, sehe ich fein und zerbrechlich aus?“
- Analyse: „Was denkt ihr, wie ich mich anfühle?“ (glatt, rau, zart, stumpf, schuppig, weich, klebrig, kalt)
- Interpretation: „Könnt ihr euch vorstellen, warum Matthias mich aus gefundenen Alltagsgegenständen erschaffen hat?“
- Überleitung: "Mhhhmm, das sind spannende Ideen. Aber nun soll Matthias sich einmal selbst vorstellen."
Das Video wird gemeinsam angesehen. Die Lehrkraft stoppt es nach jeder Sequenz und die Kinder versuchen zu antworten. Gegebenenfalls entstehen dabei Fragen und Vermutungen, die im Anschluss vom Künstler selbst in einem Videoporträt beantwortet werden. Insofern ist es nicht schlimm, wenn die Kinder in dieser Phase nicht auf jede Frage eine eindeutige Antwort haben. Der Begriff der Plastik wird ebenfalls erklärt.
Beispiele:
- Frage eines Kindes: „Was befindet sich in den Gummistiefeln?“ - Antworten der Kinder: „Erde“, „Kaffee“, „Kot“
- Frage des Kunstwerks: „Was denkt ihr, wie groß ich bin?“ - Antworten der Kinder: „Natürlich so groß wie ein Mensch, wegen der Gummistiefel.“ – „Aber es könnte auch eine Puppe sein. Es gibt auch Barbie-Puppen mit Gummistiefeln.“
Im Anschluss daran schaut die Klasse gemeinsam ein Video von MDR Kultur an, in welchem Matthias Garff sich, seine Werke und seine Werkstatt vorstellt. Dieses erreichen Sie über den Link: „Kunst aus Müll: Wie ein Leipziger Künstler für Umweltschutz begeistern will“, 5 min 54s
Das Video zeigt das Kunstwerk Grünspecht (2020) von Matthias Garff, das durch die Bearbeitung mit ChatterPix Kids mit den Kindern ins Gespräch kommt. Es stellt verschiedene Fragen, welche sich an der Beschreibung von körperhaft-räumlichen Kunstwerken orientieren.
Die Kinder erhalten danach die Aufgabe, weitere Kunstwerke auf der Webseite des Künstlers zu betrachten. Die Webseite erreichen die Lernenden beispielsweise über einen vorbereiteten QR-Code, den sie mit dem Tablet einscannen.
Von den betrachteten Kunstwerken suchen die Kinder sich zu zweit eines aus, speichern dieses auf dem Tablet und fügen es bei ChatterPix Kids ein. Sie sollen dieses Kunstwerk nun zum Leben erwecken, indem sie es ebenfalls einen Text sprechen lassen. Hierbei können sie einerseits auf das Ausgangsvideo Bezug nehmen und das Tier sich vorstellen lassen (Aussehen, Material, Größe, Oberflächenbeschaffenheit etc.) oder sich andererseits eine Geschichte ausdenken, was das Tier macht, wo es herkommt o. Ä. Für eine Aufnahme haben sie bis zu 30 Sekunden Zeit. Die Videos werden von den Kindern gespeichert. Zuletzt können sie im Plenum (z. B. über eine Classroom-Management-App) oder über einen Galeriegang (tischweise) angeschaut werden.
Zum Abschluss dieser Unterrichtssequenz kann das Foto von Matthias Garff und den Vögeln betrachtet und darüber sowie über den Künstler gesprochen werden [https://www.garff.de/works-2/bq1f5j4mpq3wvv1j7znlb2a7jm3eu1]. Welche Vögel kann die Klasse erkennen (z. B. Kohlmeise, Stieglitz, Goldammer, Buchfink, Kolibri)? Welche Materialien wurden genutzt? Was ist eine Plastik?
Hinweise
Nicht nur Kunstwerke lassen sich mit ChatterPix Kids zum Leben erwecken, auch Kunstschaffende können mit den Kindern in einen Dialog treten. Nutzen Sie hierfür Fotos oder Zeichnungen dieser und fügen Sie diese bei ChatterPix Kids ein.
Der einzige Haken ist, dass die Kunstwerke und Kunstschaffenden nicht sofort auf die Fragen der Kinder antworten können, da Sie diese Videos erst wieder erstellen müssten. Denken Sie sich hierfür also eine Geschichte aus, z. B. „... ist gerade im Urlaub. Wir sollen einen Antwortbrief an ... schreiben. Welche Fragen habt ihr?“.
Links & Literatur
Literatur
- Ilg, R. (2013). Kompakt-Wissen Kunst. Stark Verlagsgesellschaft.
- Kirchner, C. & Kirschenmann, J. (2020). Kunst unterrichten. Didaktische Grundlagen und schülerorientierte Vermittlung. Hannover: Friedrich Verlag.
- Staatsministerium für Kultus des Freistaates Sachsen (2019). Lehrplan Grundschule Kunst [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 12.06.2023. Verfügbar unter https://www.schulportal.sachsen.de/lplandb/index.php?lplanid=64&lplansc=dVtGsjdahQolSBNMhLhp&token=467680c7a67afcd7f163b20ba7b8ff33
- Uhlig, B. (2005). Kunstrezeption in der Grundschule. Zu einer grundschulspezifischen Rezeptionsmethodik. München: kopaed.