
Kurzübersicht
- Fach
- Kunst
- Klassenstufe
- Klasse 3-4
- Unterrichtsform
- Einzelarbeit, Plenum, Unterrichtsgang
- Zeitbedarf / Dauer
- 10-13x 45 min
- Technische Voraussetzungen
- Tablet oder PC für jedes Kind, Kamera, ggf. Internetzugang, digitale Tafel mit Ton
Upcycling: Vom Plastik zur Plastik
Kombinationen von Tier, Müll und Plastik im Kunstunterricht
Ziele
Rezeption:
Die Kinder können ein körperhaft-räumliches Kunstwerk in seinen Grundzügen beschreiben, indem sie dies an einem ausgewählten Beispiel durchführen.
Die Kinder können beschreiben, wie der Künstler Matthias Garff arbeitet, indem sie dessen Vorgehensweise aus dem Video entnehmen und beschreiben.
Produktion der Tierplastik:
Die Kinder wenden Gestaltungsmöglichkeiten für Montagen mit vorgefundenen Objekten an: Sie nutzen gefundene Alltagsgegenstände, um durch Zweckentfremdung dieser ein neues Objekt herzustellen. Sie finden und erfinden Materialverbindungen zum Zusammenfügen der einzelnen Bestandteile. Sie achten auf Formbesonderheiten der Gegenstände, um die Eigenschaften des studierten Tierkörpers zu imitieren. Sie ergänzen Details und wenden dabei Kenntnisse zur Gestaltung mit Farben und Formen an.
Produktion des Flyers:
Die Kinder kennen einfache Gestaltungselemente der Fotografie: Sie setzen die Plastik in der für das Tier gewohnten Umgebung in Szene und achten beim Fotografieren auf Perspektive, Bildausschnitt und Schärfe.
Die Kinder wenden Möglichkeiten an, Gestaltungspraktiken zu kombinieren: Sie erstellen aus dem Foto einen Flyer, der auf die Problematik der Müllverschmutzung hinweist.
Fachliche Auseinandersetzung
Plastikverschmutzung
Plastik, auch Kunststoff genannt, besteht aus fossilen oder biobasierten Rohstoffen in Verbindung mit verschiedenen Zusatzstoffen und ist meist gar nicht oder nur sehr langsam biologisch abbaubar. Heutzutage ist Plastik überall zu finden: in Textilien, im Spielzeug, als Bodenbelag, in der Kosmetik, als Lebensmittelverpackung uvm. Ungefähr 370 Mio. Tonnen Plastik wurden im Jahr 2019 auf der gesamten Welt herstellt, exklusive der Textil- und Automobilindustrie (Kundel et al. 2022, S. 34). Unterschieden wird zwischen Nano-, Mikro-, Meso- und Makroplastik (Hengstmann & Tamminga 2022, S. 5f.):
Bezeichnung | Größe | Beispiel |
Makroplastik | größer als 2,5 Zentimeter | Einkaufstüten, Spielwürfel |
Mesoplastik | 5 Millimeter bis 2,5 Zentimeter | Knöpfe, Verschlusskappen |
Mikroplastik | 1 Mikrometer bis 5 Millimeter | Peeling-Kugeln im Duschgel, Reifenabrieb |
Nanoplastik | kleiner als 1 Mikrometer | Medikamentenzusatz |
Im Bereich des Mikroplastik werden 77% durch private Haushalte erzeugt – 48% durch Aktivitäten in Haushalten, 29% durch Personentransporte – und 23% durch die Industrie (Schmäing, Steinlein & Grotjohann 2019, S. 82).
Die Plastikverschmutzung ist mittlerweile ein „Problem von globaler Dimension“ (Schmäing, Steinlein & Grotjohann 2019, S. 80), da sie große Auswirkungen auf unsere Natur hat. So wird Plastik u. a. im Meer und auch in unserem Boden gefunden.
- Plastikinsel im Meer: Das Great Pacific Garbage Patch ist der größe Müllstrudel der Welt und
- beinhaltet mehr als 1,8 Billionen Plastikteile
- wiegt ca. 80.000 Tonnen
- ist ca. 1,6 Mio. km² groß (im Vergleich ist es ähnlich groß zu Portugal, Spanien, Frankreich und Italien zusammen) (Schmäing, Steinlein & Grotjohann 2019, S. 80f.)
- Plastik in der Landwirtschaft: auch in den Böden wird weltweit nahezu flächendeckend Plastik gefunden (Kundel et al. 2022, S. 35)
Diese Unmengen an Plastik haben sehr wahrscheinlich auch Folgen für die Tiere in unserer Natur. Allerdings ist noch nicht erforscht, inwiefern und in welchem Umfang ein Risiko für Tiere ausgeht (Hengstmann & Tamminga 2022, S. 43). Dennoch kann an einigen Beispielen aufgezeigt werden, welche Auswirkungen bestehen:
- Plastik als Bewegungseinschränkung: Plastikreste in der Natur und im Wasser stellen eine Gefahrenquelle für Tiere dar, indem diese sich darin verfangen, immobil werden und nicht mehr eigenständig auf Nahrungssuche gehen oder vor Feinden flüchten können (Hengstmann & Tamminga 2022, S. 43; Körtzinger 2012). Beispiele hierfür sind u. a. Fischereinetze bei Robben, Delfinen und Fischen, Konservendosen und Joghurtbecher bei Füchsen oder Igeln oder Flaschendeckel und Gummibänder bei Vögeln.
- Plastik in der Nahrungsaufnahme: Große Plastikteile, welche mit herkömmlichen Nahrungsmitteln verwechselt werden, können den Tieren innere Verletzungen zufügen, an denen sie sterben (Schmäing, Steinlein & Grotjohann 2019). Zudem können Plastikteile, welche auf Grund ihrer Größe nicht verdaut werden können, zu einem Stau im Magen führen. Dies führt zu einem Verlust des Hungergefühls – der Magen ist auf Grund des Plastiks stets gefüllt – und zum Verhungern durch fehlende Nährstoffe (Hengstmann & Tamminga 2022, S. 43ff.; Schmäing, Steinlein & Grotjohann 2019).
- Plastik beim Nistbau: Vögel verwenden Plastikteile wie Tüten, Strohhalme, Geschenkbänder o. Ä. zum Bauen ihrer Nester. Dies kann wiederum dazu führen, dass sich die Küken in dem Abfall verheddern oder strangulieren (Hengstmann & Tamminga 2022, S. 43). Des Weiteren kann es passieren, dass beispielsweise Regenwasser aufgrund der Dichte des plastischen Materials nicht aus dem Nest abfließen kann und die Küken erfrieren (NABU Bezirksverband Krefeld/Viersen e.V.).
- Plastikreste als Verletzungsursache: Auch simple Verletzungen können durch Plastikabfall entstehen, beispielsweise durch scharfe Schnittkanten an Konservendosen oder Plastikflaschen.

Körperhaft-räumliches Gestalten: Die Plastik
Das körperhaft-räumliche Gestalten ist der Lernbereich des Kunstunterrichts, in dem dreidimensionale Gestaltungsformen, Kunstwerke und das räumliche Vorstellungsvermögen thematisiert und geschult werden. Die Besonderheit in diesem Lernbereich ist, dass die Objekte nun allansichtig sind, was von den Kindern erfordert, räumlich zu denken sowie ihren Gestaltungsprozess regelmäßig zu pausieren, um einen Blick aus verschiedenen Perspektiven auf ihre Zwischenergebnisse zu werfen. Zum räumlichen Gestalten gehören das Formen, Skulpturieren, Bauen und Konstruieren. In dieser Lernumgebung wird das Bauen und Konstruieren fokussiert, da die Kinder aus bereits bestehenden Alltags- und Naturmaterialien neue Objekte unter einer bestimmten Aufgabenstellung erstellen sollen. In dieser Hinsicht kommt zum Aspekt der räumlichen Vorstellung hinzu, geeignete Wege zu finden, verschiedene Materialien effizient miteinander zu verbinden, beispielsweise durch Klebe- oder Steckverbindungen. Im Fokus liegt in dieser Unterrichtskonzeption das fantasievolle und kreative Experimentieren.
Eine Plastik ist ein dreidimensionales Kunstwerk. Der Begriffsursprung liegt im griechischen plássein - aus weicher Masse bilden, formen, gestalten. Der Begriff Plastik selbst steht dabei für die Ergebnisse verschiedener Gestaltungsverfahren: modellieren, gießen, schweißen, bauen, abtragen, schnitzen, ... . Materialien für die Gestaltung können u. a. Ton, Wachs, Gips, Holz, Stein, Alltagsgegenstände, Draht, Textilien, Karton uvm. sein. In der Objektkunst werden insbesondere Alltags- und Gebrauchsgegenstände mittels geringfügiger Änderungen oder Verbindungen mit weiteren Materialien in einen neuen Bedeutungskontext gesetzt. Unterformen hierfür können sein: Junk-Art, Collage, Assemblage, Montage und Akkumulation.
Bei der Analyse einer Plastik folgt man grundsätzlich sechs Schritten:
- Beschreibung des ersten Eindrucks
- Festhalten der Fakten (Künstler*in, Zeit, Technik, Material, Größe, ...)
- Beschreiben des Objekts (Aus welchen Elementen besteht das Kunstwerk?)
- Analyse des Objekts (Formen, Proportionen, Oberflächenbeschaffenheit, Masse, Bewegung, Komposition, ...)
- Interpretation (Inhalt-Form-Zusammenhang, auch bezüglich der Biografie, der politischen und gesellschaftlichen Begebenheiten oder der kunsthistorischen Einordnung)
- Zusammenfassung (Fazit)
Für weitere Informationen siehe Gisbertz-Künster (2015), Ilg (2013), Kirchner (2013) und Kirchner & Kirschenmann (2020).
Flächiges Gestalten: Die Studie und der Flyer
Eine Studie ist eine Form der Zeichnung, bei der Details eines Objektes wahrgenommen, untersucht und bezüglich der gestalterischen Umsetzung ausprobiert werden. Die Gestaltungselemente hierfür sind ebenfalls Linie, Strich, Fläche und Schraffuren.
- „Der Blick für die Gegebenheiten der Umwelt wird geschärft, Mensch und Tier, Natur und Alltagsphänomene werden in einem neuen Licht gesehen.“ (Kirchner & Kirschenmann 2020, S. 127)
- „Beim zeichnerischen Naturstudium wird die genaue Wahrnehmung der Wirklichkeit geschult, denn diese ist Voraussetzung für eine detaillierte Darstellung des Gesehenen. Anders als beim Fotografieren müssen die Kinder für die jeweiligen Gegenstände dabei ein eigenes Darstellungsschema entwickeln, in dem ihre Wahrnehmung, die kognitive Wirklichkeitsverarbeitung, die ausgebildete Darstellungsfähigkeit und die motorischen und technischen Fertigkeiten sich zu einer Einheit verbinden.“ (Rammelt 2019, S. 184)
Ein Flyer beziehungsweise Flugblatt ist ein Produkt der Werbung, meist bestehend aus Wort und Bild. Generell wird er aus einem Blatt Papier gefertigt, welches so gefalten wird, dass mehrere Flyerteile mit unterschiedlichen Inhalten entstehen. Ziel des Flyers ist meist, auf etwas aufmerksam zu machen oder einen ersten Eindruck zu vermitteln, zum Beispiel zu Produkten, Ideen, Veranstaltungen oder bestimmten Themen. Laut Annja Weinberger (2016, S. 14) erfüllt ein guter Flyer folgende Merkmale:
- erfüllt die Erwartungen der rezipierenden Personen
- inhaltlich (Text und Bild) ausgewogen gestaltet, damit das Angebot verstanden wird
- Text ist so ausführlich wie nötig und so kurz wie möglich
- kreatives Design
- motivierend und überzeugend
Kompetenzen
Sozialkompetenz
Die Kinder üben in der Präsentations- und Reflexionsphase ihre Kritikfähigkeit, indem sie Kritik zu ihren Produkten annehmen und sich zu den Ergebnissen der anderen äußern. Sie erkennen, dass sie gemeinsam Sinn stiften können, indem sie Flyer gestalten und diese verbreiten. In den Reflexionsphasen entwickeln sie ihr künstlerisch-ästhetisches Urteilsvermögen sowie die fachgerechte Kommunikation.
Selbstkompetenz
Während der Arbeitsphase nutzen die Kinder ihre Fantasie und Kreativität, um aus den vorhandenen Materialien etwas Neues zu erschaffen. Sie entwickeln eigene Ideen und üben sich in Ausdauer, um die Materialien zu verbinden. Die Kinder üben sich während der Präsentation ihrer Ergebnisse in der Selbstreflexion.
Methodenkompetenz
Die Kinder können mit Hilfe bereits angewandter Methoden Kunstwerke erschließen, beschreiben und ansatzweise interpretieren. Sie entwickeln durch das Arbeiten mit verschiedenen Materialien und Medien in dieser Unterrichtskonzeption ihre künstlerisch-ästhetische Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit sowie ihre individuellen Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeiten im flächigen und körperhaft-räumlichen Gestalten. Sie schulen ihre Wahrnehmung für die Natur, indem sie den Körper eines Tieres studieren. Die Kinder nehmen die Unterschiede der verschiedenen Materialien wahr, erproben die Materialien sowohl bezüglich der Passung in ihr Objekt als auch bezüglich der Materialverbindungen. Die Kinder inszenieren ein bestimmtes Objekt auf einem Foto anhand bestimmter Kriterien. Sie gestalten einen Flyer zielgerichtet mit digitalen Medien. Die gestalteten Produkte präsentieren die Kinder auch über den schulischen Bereich hinaus und wenden hierfür digitale Medien an.
Sachkompetenz
Die Kinder kennen die Begriffe Plastik und Studie. Sie lernen den Künstler Matthias Garff, seine Kunstwerke und sein Vorgehen bei der künstlerischen Arbeit kennen. Sie wissen um die Möglichkeit des Ansehens von Videos zum Kennenlernen von Kunstschaffenden und der Begegnung mit Kunst. Sie kennen die Gestaltungskriterien von Flyern und wissen um die Präsentation eines selbstgestalteten Produkts über Werbemittel.
KMK Kompetenzrahmen
-
Produzieren und Präsentieren
- Entwickeln und Produzieren
- Weiterverarbeiten und Integrieren
-
Problemlösen und Handeln
- Werkzeuge bedarfsgerecht einsetzen
Lernvoraussetzungen
Im Idealfall haben die Kinder in Vorbereitung des Kunstunterrichts im Sachunterricht über Plastik, Müll und die Konsequenzen auf die Natur besprochen.
Die Kinder haben Erfahrung in der Arbeit mit Materialtischen und können weitgehend selbstständig arbeiten.
Die Kinder haben grundlegende Erfahrungen in der Arbeit mit dem Computer oder mit Tablets.
Materialien
- Material zum Gestalten der Tierplastiken
- verschiedene Materialien zum Verbinden (z. B. Klebeband, Schnur, Leim, Heißklebepistole)
- Kameras, ggf. im Tablet integriert
- Tablets oder PCs
- Programm zur Gestaltung des Flyers (z. B. Sketchbook, Pages, PowerPoint)
- Beispiele für die Betrachtung von Fotografien
Vorbereitungen
- ggf. Besprechen der Tabletregeln
- langfristige Hausaufgabe: Material sammeln (s. unten)
- Kunstrezeption Matthias Garff vorbereiten
- Vorbereitung des Flyerdruckens:
- Wo kann gedruckt werden? (Schule, Druckerei)
- Wie oft kann jeder Flyer der Kinder gedruckt werden?
- Welche Größe kann der Flyer haben und wie groß müssen die Dateien der Kinder sein?
- Lässt sich die Dateigröße direkt im Bearbeitungsprogramm einstellen?
Hausaufgabe zur Vorbereitung:
Sammle Alltagsmaterial (Müll), das du zum Gestalten einer Tierplastik verwenden kannst und bringe dieses mit. Das können zum Beispiel Verschlüsse, Verpackungen, Stoffe oder andere Dinge sein. Achte dabei darauf, dass das Material sauber und haltbar ist. Dein Tier soll zum Schluss nämlich nicht vergammeln oder stinken. Wenn du möchtest, kannst du bereits beim Sammeln des Materials überlegen, aus welchen Formen der Körper des Tieres besteht und wie sich die einzelnen Teile anfühlen. Material kaufen sollst du nicht.
Ablauf
Diese Unterrichtsplanung beinhaltet verschiedene Teilschritte:
- Einstieg
- Gestalten einer Tierplastik aus gesammelten Alltagsmaterialien, vorzugsweise Plastikmüll
- Fotografieren des „Tieres“ in einer für das Tier gewohnten Umgebung
- Gestalten eines Flyers auf Grundlage des Fotos, welcher auf die Müllproblematik hinweist
In der ersten Unterrichtsphase lernen die Kinder den Leipziger Künstler Matthias Garff und seine Kunstwerke kennen und erhalten einen Einblick in die Thematik der Umweltverschmutzung durch übermäßigen Müll sowie die Auswirkungen auf das Leben der Tiere. Für diese Einführung bietet sich im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung auch eine intensive Verknüpfung mit dem Sachunterricht an.
Matthias Garff gestaltet aus selbst gesammelten Alltags- und Naturmaterialien Plastiken verschiedener Tiere, hauptsächlich von Vögeln und Insekten, die er in seiner Lebensumwelt beobachten kann. Einige seiner Werke finden Sie auf seiner Homepage. Ein konkretes Beispiel, wie Kinder mit den Werken von Matthias Garff vertraut gemacht werden können, finden Sie hier. Im Anschluss daran schaut die Klasse gemeinsam ein Video von MDR Kultur an, in welchem der Künstler sich, seine Werke und seine Werkstatt vorstellt. Dieses erreichen Sie über den Link: „Kunst aus Müll: Wie ein Leipziger Künstler für Umweltschutz begeistern will“, 5 min 54s
Im ersten Teil der Erarbeitung gestalten die Kinder aus gesammelten Alltags- und ggf. Naturmaterialien eine Tierplastik, angelehnt an die Kunstwerke von Matthias Garff. Für die Gestaltung des Tieres überlegen die Kinder, welche Körperteile das Tier besitzt und welche Proportionen diese aufweisen. Gegebenenfalls kann eine Unterrichtsstunde für das Studieren des Tieres eingebunden werden. Hierbei können die Kinder lernen, was eine Studie ist und fokussieren sich intensiv auf das Tier. Wenn möglich, erhalten die Kinder Bilder des Tieres als Beispiel. Diese können sie gegebenenfalls auch selbst recherchieren.
Die Materialien für die Tiere werden größtenteils von den Kindern mitgebracht. Verbindungsmaterial wie Schnur, Klebeband, Leim, Büroklammern, Draht etc. kann die Lehrkraft vorbereiten. Alle Materialien werden auf Materialtischen ausgelegt und nach Oberkategorien sortiert, z. B. Pappe, Plastik, Stoff. Diese Materialtische sollten für alle Kinder gut zu erreichen sein, sodass sie in der Gestaltungsphase jederzeit dorthin zurückgehen und weiteres Material aussuchen können. Während der Gestaltung finden und erfinden die Kinder verschiedene Materialverbindungen. Anschließend können die Kinder mittels Acrylfarben oder Stiften die Farben der Materialien anpassen. Auch hierfür sollte es einen Materialtisch geben (Farbe, Palette, Pinsel, Wasserbecher etc.).
Sind alle Tiere fertiggestellt, werden diese im Plenum betrachtet. Hierfür können folgende Impulsfragen genutzt werden:
- Ist das anvisierte Tier zu erkennen?
- Warum hast du dich für das Material entschieden?
- Welche Schwierigkeiten ergaben sich bei der Arbeit mit dem Material und bei der Verbindung der einzelnen Bestandteile?
Das Ziel des nächsten Teils ist das Fotografieren des Tieres in seiner natürlichen Umgebung, z. B. ein Vogel auf einem Zweig oder ein Igel inmitten von Laub. Im Vorfeld erhalten die Kinder eine Einführung in das Fotografieren mit dem jeweiligen Gerät. Bei dem Fotografieren sollten die Kinder folgende Punkte beachten:
- Anzahl: 3-5 Fotos aus verschiedenen Perspektiven
- Bildausschnitt: Erkennt man die Umgebung des Tieres? Ist das Tier so platziert, dass es im Fokus steht? Befindet sich genug Raum um das Tier herum?
- Schärfe: Ist das Tier scharf und gut zu erkennen?
Wurden die Fotos aufgenommen, können diese im Anschluss in ihren Grundeigenschaften bearbeitet werden (z. B. Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Zuschnitt). Dies funktioniert z. B. über die Fotogalerie auf iPads.
Zuletzt werden die Fotos gemeinsam betrachtet. Hierbei kann besprochen werden, inwiefern die Kinder auf den Bildausschnitt und die Schärfe geachtet sowie den Prozess des Inszenierens empfunden haben. Auch ein Vergleich zwischen den Betrachtungsmöglichkeiten der Tierplastik und der Fotos kann gezogen werden (dreidimensional, allansichtig vs. zweidimensional, vorherbestimmte Perspektive).



Im letzten Schritt gestalten die Kinder auf der Grundlage des Fotos einen Flyer, der auf die Problematik der Müllverschmutzung aufmerksam macht. Hierfür können im Vorfeld verschiedene Beispiele betrachtet werden. Kriterien für den Flyer sollen sein:
- Inhalt:
- klare Überschrift (z. B. „Plastik in unserer Umwelt“)
- selbstgemachtes Foto der Tierplastik
- kurzer Informationstext zur Thematik
- Aufruf zur Handlung (z. B. „Produziere weniger Müll!“)
- Gestaltung:
- zwei Seiten (Vorder- und Rückseite)
- neugierweckend
- kontrastreiche Schriftfarbe zum Hintergrund
- übersichtlich
- ausreichende Schriftgröße
Darüber hinaus können die Kinder individuelle Gestaltungen in den Flyer einbinden, beispielsweise weitere Fotos, Zeichnungen o. Ä. Wichtig für die Gestaltung des Flyers ist, dass die Kinder wissen oder erklärt bekommen, wie sie ein Dokument anlegen beziehungsweise starten, wie sie Bilder und Text einfügen und weiter gestalten können und wie sie es anschließend abspeichern können. Hierfür bietet sich eine gemeinsame Einführung an, insofern die Kinder nicht bereits mit dem Programm gearbeitet haben. Des Weiteren wäre eine Übersicht über die Arbeitsfläche des Programms hilfreich, zum Beispiel in Form eines Arbeitsblatts.
Die Texte des Flyers könnten in Zusammenarbeit mit dem Deutschunterricht entstehen. So könnte die Rückseite des Flyers einen Text beinhalten, den die Kinder anhand der gelernten Informationen im Sachunterricht für andere schreiben. Auch der Bezug zum Aufforderungssatz (Aufruf zur Handlung) kann gezogen werden.
Für die Gestaltung des Flyers am PC kann Microsoft PowerPoint oder ein dazu ähnliches Programm genutzt werden. Für die Gestaltung des Flyers am Tablet könnten Sketchbook oder Pages (iPad) genutzt werden. Zwei Beispiele finden Sie im folgenden Teil.
In der anschließenden Präsentations- und Reflexionsphase können die Flyer entweder ausgedruckt (1-2 Wochen später) oder digital (Flyer müssten über eine Cloud o. Ä. an die Lehrkraft übermittelt werden) betrachtet werden. Für die Reflexion können die Kriterien zu Hilfe genommen werden:
- Ist der Flyer vollständig (2 Seiten, Überschrift, Handlungsaufforderung, Foto, Text)?
- Weckt der Flyer die Neugier?
- Ist der Flyer übersichtlich gestaltet?
- Lässt sich die Schrift gut lesen?
- Welche weiteren Gestaltungen weist der Flyer auf? Inwiefern bereichern sie diesen?
Auch der Arbeitsprozess kann reflektiert werden (Zeit, Probleme mit dem Programm, Ideenfindung, Problemlösung etc.).
Zuletzt wäre es ideal, wenn die Flyer der Kinder auch tatsächlich in Umlauf gebracht werden. Hierfür benötigt es gegebenenfalls die Zustimmung der Erziehungsberechtigten und der Schulleitung.
Die zwei Beispiele wurden am iPad erstellt. Hierfür wurden die Apps Sketchbook und Pages verwendet.


Die Beispiele sind mit Bildern gestaltet, welche vorab im Internet gesucht wurden. Diese Gestaltungsvariante stellt eine Alternative zu den selbst erstellten Fotos dar.
Das folgende Bild wurde mit Microsoft PowerPoint erstellt und anschließend als JPEG-Datei exportiert.

Differenzierung
Sozialformen
Diese Unterrichtskonzeption wurde mit Einzelarbeit in den Arbeitsphasen und Plenumsarbeit in den Einführungs- und Reflexionsphasen erprobt. Eine Partnerarbeit wäre auch denkbar. Dabei könnten beispielsweise zwei Kinder jeweils eine Tierplastik gestalten, diese fotografisch in Szene setzen und anschließend daraus einen Flyer erstellen. Aber auch eine Variante wäre denkbar, in der zwei Kinder partnerschaftlich aber dennoch eigenständig zusammenarbeiten. Hierbei würde jedes Kind eine eigene Plastik erstellen, beide sollen aber eine Einheit erstellen, also harmonisch zusammen wirken. Diese Variante wäre die anspruchsvollste für die Kinder.
Varianz der Inhalte
Jeder Schritt dieser Unterrichtsplanung kann ausgetauscht oder allein durchgeführt werden.
- Die Gestaltung eines Flyers wäre über recherchierte Fotos umsetzbar, wie es in den Flyerbeispielen demonstriert ist.
- Alternativ zum Gestalten einer Tierplastik könnten die Kinder mit vorhandenen Tierobjekten arbeiten, zum Beispiel mit Schleich-Figuren, wie in diesem Beispiel zu sehen ist.
- Anstatt der Flyer könnten die Kinder Plakate gestalten und hierbei auf analoge, digitale und gemischte Gestaltungsvarianten zurückgreifen.
Hinweise
Fächerübergreifende Inhalte
Sowohl mit dem Sach- als auch mit dem Deutschunterricht kann für diese Unterrichtskonzeption kooperiert werden. Im Sachunterricht werden die Grundsteine für die Arbeit im Kunstunterricht gelegt, indem die Kinder über Plastik, Plastikmüll und deren Folgen für die Natur erfahren. Des Weiteren kann darüber gesprochen werden, inwiefern Menschen dem entgegenwirken können. Im Deutschunterricht liegt der Fokus auf dem Schreiben von Texten für andere, indem ein Medienprodukt bestehend aus Text und Bild gestaltet wird.
Für eine weitere Verbindung mit dem Musikunterricht kann auf das Buch "Tönende Tiere" von Dominik Eulberg und Matthias Garff zurückgegriffen werden. In diesem werden fünfzig Tierarten inklusive ihrer Stimmen bzw. Geräusche vorgestellt. Aus den Tierklängen wurden von Dominik Eulberg Musikstücke produziert, welche über einen QR-Code im Buch auslesbar sind. Des Weiteren sind die Tiere durch Matthias Garff visualisiert.
Links & Literatur
Vernetzung & Vertiefung
Literatur zu Plastik und dessen Folgen:
- Hengstmann, E. & Tamminga, M. (2022). Plastik in der Umwelt. Berlin: Springer Nature. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65864-2
- Körtzinger, A. (2012). Müllkippe Meer – was wir Menschen dem Meer alles zumuten. Begleitheft zum Vortrag von Prof. Dr. Arne Körtzinger [PDF-Dokument]. Letzter Zugriff am 12.06.2023. Verfügbar unter https://oceanrep.geomar.de/id/eprint/29546/1/handout_koertzinger2012.pdf
- Kundel, D. et al. (2022). Kleines Plastik, große Wirkung? [PDF-Dokument]. Letzter Zugriff am 12.06.2023. Verfügbar unter https://orgprints.org/id/eprint/43132/1/kundel-etal-2022-OEL-Vol1-p34-36.pdf
- NABU (unbekannt). Plastikmüll und seine Folgen. Abfälle bedrohen Vögel, Delfine und Co [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 30.05.2023. Verfügbar unter https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html
- NABU Bezirksverband Krefeld/Viersen e.V. (unbekannt). Wilder Müll – Lebensgefahr für Tiere [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 30.05.2023. Verfügbar unter https://wildermuell-lebensgefahrfuertiere.de/index.php/lebensgefahr-fuer-tiere/
- Schmäing, T., Steinlein, T. & Grotjohann, N. (2019). Mikroplastik in den Meeren – eine Gefahr für Tiere und Menschen? Eine fachwissenschaftliche Problemanalyse inklusive Materialien für die unterrichtliche Nutzung [PDF-Dokument]. Letzter Zugriff am 12.06.2023. Verfügbar unter https://www.didaktik-biowissenschaften.de/wp-content/uploads/2021/11/PS10-Mikroplastik.pdf
- The Ocean Cleanup. The Great Pacific Garbage Patch [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 04.10.2023. Verfügbar unter https://theoceancleanup.com/great-pacific-garbage-patch/
- WWF (08.02.2022). Verletzt, verhungert, vergiftet. Wie Plastikmüll sich auf die Vielfalt der Meerestiere auswirkt [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 30.05.2023. Verfügbar unter https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/plastik-bedroht-oekosysteme/auswirkungen-von-plastikmuell-auf-arten
Matthias Garff:
- Homepage von Matthias Garff: https://www.garff.de/
- Video von MDR KULTUR über Matthias Garff: https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/leipzig-matthias-garff-upcycling-skulpturen-naechste-generation-104_zc-bc48d814_zs-1b56ecbb.html
- Eulberg, D. & Garff, M. (2023). Tönende Tiere. Eichborn Verlag. - Verbindung von Sachunterricht, Kunst und Musik, verfügbar unter https://vogelbuero-eulberg.de/products/toenende-tiere-buch-signiert
Literatur
- Gisbertz-Künster, J. (2015). Grundwissen Kunstdidaktik. Donauwörth: Auer Verlag.
- Ilg, R. (2013). Kompakt-Wissen Kunst. Stark Verlagsgesellschaft.
- Kirchner, C. (2013). Kinder & Kunst. Was Erwachsene wissen sollten (2. Auflage). Seelze: Friedrich Verlag.
- Kirchner, C. & Kirschenmann, J. (2020). Kunst unterrichten. Didaktische Grundlagen und schülerorientierte Vermittlung. Hannover: Friedrich Verlag.
- Penzel, J. (Hrsg.) (2019). Wir retten die Welt! Kunstpädagogik und Ökologie. München: kopaed.
- Rammelt, P. (2019). Körper von Insekten erforschen (Zeichnen). In J. Penzel (Hrsg.), Wir retten die Welt! Kunstpädagogik und Ökologie (S. 184-185). München: kopaed.
- Staatsministerium für Kultus des Freistaates Sachsen (2019). Lehrplan Grundschule Kunst [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 12.06.2023. Verfügbar unter https://www.schulportal.sachsen.de/lplandb/index.php?lplanid=64&lplansc=dVtGsjdahQolSBNMhLhp&token=467680c7a67afcd7f163b20ba7b8ff33
- Kriterien zur Werkanalyse dreidimensionaler Kunstwerke [Web-Dokument]. Letzter Zugriff am 06.06.2023. Verfügbar unter https://www.kunstimunterricht.de/werkanalyse/kriterien/120-kriterien-zur-werkanalyse-dreidimensionaler-kunstwerke.html
- Weinberger, A. (2016). Flyer. Optimal texten, gestalten, produzieren. Grünwald: Stiebner Verlag GmbH.